Exklusivinterview von Cavusoglu

  13 Januar 2018    Gelesen: 1029
Exklusivinterview von Cavusoglu
Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat dem italienischen Magazin „Eastwest“ ein Exklusivinterview gegeben.Dabei bewertete Cavusoglu aktuelle Themen und beantwortete Fragen. Für die türkische Außenpolitik hätten die Beziehungen mit der EU sowie der Beitrittsprozess eine strategische Bedeutung. Die Regierung sei weiterhin beschlossen, den Vollmitgliedschaftsprozess abzuschließen. In diesem Rahmen hoffe Ankara, dass die diesbezüglichen Bemühungen nicht unerwidert bleiben.
Cavusoglu zufolge fehle es in den gegenseitigen Beziehungen an Vertrauen. Die Gefahr, mit der die Türkei beim gescheiterten Putschversuch der Fetullah Terrororganisation Parallele Staatsstruktur (FETÖ/PYD) am 15. Juli 2016 konfrontiert gewesen sei, sei von der EU nicht ganz verstanden worden.

Bei Kritiken gegen die Türkei und vor allem im Kampf gegen den Terror habe die EU einen doppelten Standard, sagte der Außenminister. Um das Vertrauen in den Beziehungen wiederherstellen zu können, müssten die Zusagen in Grundangelegenheiten wie die Aktualisierung der Zollunion mit der EU, die Umsetzung der Visafreiheit und die finanzielle Unterstützung bei den Ausgaben für die syrischen Flüchtlinge eingehalten werden. Die Türkei wolle die Beziehungen mit der EU künftig auf normalisierter Weise fortführen.

Auf eine Frage über die türkisch-deutschen Beziehungen sagte Außenminister Cavusoglu, Deutschland sei ein Nato-Verbündeter und gleichzeitig einer der größten Handelspartner der Türkei. In regionalen als auch internationalen Angelegenheiten hätten die beiden Länder gemeinsame Interessen und die türkische Bevölkerung in Deutschland habe eine Brückenfunktion.

Zwischen den beiden Ländern gebe es in einigen wichtigen Angelegenheiten wie dem Antiterrorkampf Differenzen. Aber anstatt diese Differenzen mit negativen Botschaften vor der Öffentlichkeit zu lösen, müssten diese durch Dialog gelöst werden. Der positive Dialog werde fortgesetzt und Ankara sei bereit, mit der neuen deutschen Bundesregierung Beziehungen aufzunehmen.

Im Zusammenhang mit der Syrien-Krise erklärte Außenminister Cavusoglu, zwischen den beiden Ländern gebe es eine 911 Kilometer lange Grenze und in diesem Rahmen wolle die Türkei in naher Zukunft ein stabiles, wohlhabendes und demokratischen Syrien sehen.

Um dieses Ziel zu erreichen hätten die Türkei und Russland in 2016 für eine Waffenruhe in Aleppo kooperiert. Anschließend sei die Waffenruhe ausgeweitet und nach intensiven Bemühungen sei am 30. Dezember 2016 in ganz Syrien eine Waffenruhe ausgerufen worden. Um diese Waffenruhe zu festigen, habe die Türkei Russland und den Iran zu den Astana-Verhandlungen eingeladen.

Dank der positiven Resultate bei den Astana-Verhandlungen seien die Deeskalationszonen eingerichtet worden, mit denen die Gewalt relativ verringert worden sei.

Um den Genfer Prozess wiederzubeleben werde die Zusammenarbeit mit Russland und dem Iran fortgesetzt. Ziel sei es eine dauerhafte politische Lösung in Syrien herbeizuführen.

Auf die Frage über die Beziehungen zwischen Ankara und Washington nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump antwortete Außenminister Cavusoglu, die Meinungsverschiedenen im Zusammenhang mit Syrien und DAESH hätten schon in der Obama-Ära begonnen. Die derzeitige Sorge der Türkei seien die US-Unterstützung für die Terrororganisationen PYD/PKK und die Entwicklung im Zusammenhang mit FETÖ/PDY.

Um diese kritischen Angelegenheiten lösen zu können, sei eine noch engere Zusammenarbeit notwendig, sagte Cavusoglu.

Die Türkei sei derzeit die 17. größte Wirtschaft der Welt und sechstgrößte Wirtschaft in Europa. Jeder sei der Ansicht, dass die Türkei zu den aufstrebenden Mächten des 21. Jahrhunderts gehört. Die türkische Außenpolitik sei auf der Grundlage „Friede in der Heimat, Friede in der Welt“ errichtet worden und bei der Lösung von regionalen sowie internationalen Angelegenheiten spiele die Türkei eine Rolle.

Für die befreundeten und verbündeten Länder, einschließlich Italien werde die Türkei auch weiterhin ein starker und vertrauenswürdiger Partner sein, erklärte Außenminister Cavusoglu.

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