Deswegen darf Brasilianer Rafinha nicht für Deutschland spielen

  10 Dezember 2015    Gelesen: 1030
Deswegen darf Brasilianer Rafinha nicht für Deutschland spielen
Bayerns brasilianischer Profi Rafinha (Foto) hat die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt und den brasilianischen Verband um die Nichtberücksichtigung für die WM-Qualifikation gebeten. Daraufhin starteten die Spekulationen um eine mögliche Einberufung des 30-jährigen Rechtsverteidigers in das deutsche Nationalteam.
„Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft nicht wegen der Nationalmannschaft beantragt“, sagte er gegenüber „Globoesporte“. TM-User „RBS_Fan_01“ beleuchtet das Thema Verbandswechsel: Wann darf ein Spieler den Verband wechseln? Und warum ist das bei Rafinha nicht mehr möglich?

Hat ein Spieler bereits ein Wettbewerbsspiel (Beispielsweise WM oder EM bzw. die Qualifikation) für die A-Nationalmannschaft eines Landes absolviert, dann gilt er als „festgespielt“ und kann den Verband nicht mehr wechseln. Somit kann z.B. Emre Can (21) seit seinen EM-Qualifikations-Einsätzen Anfang September nur noch für Deutschland und nicht mehr für die Türkei auflaufen.

Eine Ausnahme gibt es, wenn sich ein Land aufteilt, wie es 2006 mit Serbien-Montenegro der Fall war. Mirko Vučinić (31) hatte nach der Teilung die Möglichkeit sowohl für Serbien als auch für Montenegro zu spielen, entschied sich schlussendlich für Montenegro und erzielte im Freundschaftsspiel gegen Ungarn auch das erste Tor des neuen Verbandes.

Freundschaftsspiele sind weder im Jugend- noch im A-Team-Bereich von Bedeutung für einen Verbandswechsel. Diego Costa (26) hatte folglich keinerlei Probleme, nach seinen zwei Freundschaftsspielen für Brasilien, später für Spaniens Nationalelf bei der WM 2014 aufzulaufen.

Man kann auch in einem Wettbewerb auf der Bank sitzen. Solange man nicht zum Einsatz kommt, gilt man nicht als „festgespielt“. Beispielsweise wollte Aubrey David (24) zunächst für Guyana spielen und saß 2012 in zwei WM-Qualifikationsspielen auf der Bank, änderte jedoch seine Meinung und spielt nun für Trinidad und Tobago.

Hier ist es wichtig zu unterscheiden, ob ein Spieler die Nationalität des Landes zum Zeitpunkt des ersten Jugend-Wettbewerbsspieles innehat. Hat er diese nicht, dann kann kein späterer Wechsel stattfinden.

Jermaine Jones (33) debütierte 2010 für die USA, nachdem er bereits drei Freundschaftsspiele für die deutsche Nationalmannschaft absolviert hatte. 2001 repräsentierte der Mittelfeldspieler Deutschland bei der U20-Weltmeisterschaft. Jones hatte auch damals schon die US-Nationalität, da sein Vater ein in Deutschland stationierter US-Soldat war. Somit konnte er später problemlos für die Heimat seines Vaters spielen.

Der Argentinier Rubens Sambueza (31) hätte Ende 2013 für Mexiko debütieren sollen. Die FIFA schob dem Verbandswechsel allerdings einen Riegel vor, da der Offensivspieler 2001 bei der U17-Weltmeisterschaft für Argentinien ein Spiel bestritt und erst 2013 in Mexiko eingebürgert wurde. Wäre er schon damals Mexikaner gewesen, hätte es keine Probleme gegeben.

REICHT NATIONALITÄT ODER BRAUCHT MAN DEN PASS?

Die FIFA-Regularien machen einen Unterschied zwischen Nationalität und Staatsbürgerschaft. Hat man die Nationalität eines Landes, jedoch nicht den dazugehörigen Pass, macht das kein Problem.

Ein Beispiel ist Kevin-Prince Boateng. Der in Berlin Geborene erreichte mit Deutschlands U19 das EM-Halbfinale im Jahr 2005 und beantragte erst 2010 den ghanaischen Pass. Der heute 28-Jährige hatte jedoch keine Probleme für das westafrikanische Land zu spielen, da er durch seinen Vater bereits zuvor die ghanaische Nationalität hatte.

Darüber kann sich auch Jamaikas Teamchef Winfried Schäfer (65) freuen, da die Kinder von Jamaikanern von Geburt an die jamaikanische Nationalität erhalten. Dadurch tummeln sich in den englischen Profi-Ligen viele in England geborene Spieler, die nur den Pass beantragen müssen, um für die Karibikinsel spielberechtigt zu sein.

DESWEGEN DARF RAFINHA NICHT FÜR DFB SPIELEN

Die Situation von Rafinha ist ähnlich wie jene von Sambueza. Der Abwehrspieler der Bayern hatte 2005 bei der U20-Weltmeisterschaft für Brasilien gespielt, damals hatte er die deutsche Nationalität allerdings noch nicht. Die wird er mit der Einbürgerung erhalten, jedoch kommt das rund zehn Jahre zu spät, um für das Team von Joachim Löw spielberechtigt zu sein.


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