Türkische Jets bombardieren Kurdenmiliz

  21 Januar 2018    Gelesen: 953
Türkische Jets bombardieren Kurdenmiliz
Seit Tagen schon nimmt die türkische Armee kurdische Ziele im Norden Syriens unter Beschuss. Nun beginnt eine Bodenoffensive auf die Stadt Afrin. Luftangriffe folgen. Auch Moskau reagiert - mit einem Rückzug von Truppen im umkämpften Gebiet.
Türkische Kampfflieger haben kurdische Stellungen in Nordsyrien angegriffen. Das teilte der türkische Regierungschef Binali Yildirim in einer im Fernsehen übertragenen Rede mit. Die Ziele seien Beobachtungsstellungen der Kurdenmiliz YPG gewesen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Auch die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von Luftangriffen von mindestens zehn türkischen Kampfflugzeugen. Ein Sprecher der kurdischen Truppen in Afrin, Suleiman Dschafar, sprach von Raketeneinschlägen.

Die türkische Armee bestätigte derweil den Beginn des Einsatzes "Olivenzweig" in Syrien. Dieser sei gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG gerichtet, aber auch gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Nach Medienberichten rückten zudem Rebellen der pro-türkischen Freien Syrischen Armee (FSA) in die Region um die von Kurden kontrollierte Stadt Afrin vor.

Zuvor hatte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erklärt, die seit Tagen angekündigte Bodenoffensive habe "de facto" begonnen. Der Einsatz gegen die Stadt Afrin habe begonnen, danach werde Manbidsch angegriffen, sagte Erdogan bei einer Rede in der Stadt Kutaya. Die Türkei werde "Schritt für Schritt" einen "Terror-Korridor" zerstören, den die Kurdenmiliz YPG errichtet habe.

Moskau ist "besorgt"

Afrin und das hundert Kilometer weiter östlich am Euphrat gelegene Manbidsch gehören zur halbautonomen Kurdenregion im Nordwesten Syriens. Ankara will einen Zusammenschluss der Kurdengebiete westlich und östlich des Flusses und damit die Entstehung einer eigenständigen Kurdenregion an der Südflanke der Türkei verhindern. Erdogan warf der US-Regierung vor, sich nicht an ihr Versprechen zu halten, die YPG von Manbidsch fernzuhalten.

Die russische Regierung äußerte sich "besorgt" über die Offensive. Das Außenministerium in Moskau rief "die gegnerischen Parteien zur "Zurückhaltung" auf. Russland ist in der Region mit Militärbeobachtern präsent und unterhält gute Beziehungen zu den Volksverteidigungseinheiten. Russland zog allerdings seine Soldaten aus dem umkämpften Gebiet ab. Damit sollten "mögliche Provokationen" vermieden und eine "Bedrohung für Leben und Gesundheit der russischen Soldaten" ausgeschlossen werden, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Die Soldaten hätten sich in die Deeskalationszone um die syrische Stadt Tall Rifaat zurückgezogen.

Analysten zufolge bedarf eine umfassende Boden- und Luftoffensive der Zustimmung Moskaus. Der türkische Generalstabschef Hulusi Akar und der Geheimdienstchef Hakan Fidan hielten sich am Donnerstag in Moskau auf. Sie erörterten dort mit ihren russischen Kollegen Sicherheitsfragen und die Lage in Syrien, wie die türkische Armee mitteilte.

In den vergangenen Tagen hatte die Türkei Panzer und Artillerie an der Grenze zu Syrien zusammengezogen. Seit acht Tagen beschießen die türkischen Streitkräfte zudem die Kurdenenklave mit Artilleriefeuer. Das türkische Militär habe damit auf "Störfeuer" der Kurdenmiliz YPG reagiert, hatte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf den türkischen Generalstab berichtet. Das Artilleriefeuer richtete sich gegen "Unterschlupfplätze" der YPG.

Streit zwischen Washington und Ankara

Zuvor hatten Pläne der US-Regierung zur Ausbildung einer Grenztruppe aus kurdischen und arabischen Kämpfern in Nordsyrien für Spannungen zwischen Ankara und Washington gesorgt. Die Hälfte der Kämpfer soll von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kommen, die von den YPG beherrscht werden. Die USA sehen in der YPG-Miliz einen ihrer effizientesten Verbündeten im Kampf gegen den IS. Washingtons Nato-Partner Türkei betrachtet die YPG dagegen als syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Die USA hatten sich gegen eine türkische Militäroffensive in Afrin ausgesprochen und die Türkei aufgerufen, "keinerlei Maßnahmen dieser Art zu ergreifen". Dennoch hielt Erdogan an den Plänen einer Bodenoffensive fest, um die "südliche Grenze vom Terror zu säubern". In den vergangenen Tagen hatte er den Militäreinsatz gegen die YPG in Nordsyrien mehrfach angekündigt.

Die YPG ist der syrische Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Türkei. Die PKK ist in der Türkei, in der EU und in den USA als Terrororganisation eingestuft. Die USA haben die YPG im Kampf gegen den IS mit Waffen ausgerüstet, was Ankara scharf kritisiert.

Quelle: n-tv.de

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