Front National kann in Frankreich keine Region erobern
Im ersten Wahlgang vor einer Woche war die Front National noch mit landesweit 28 Prozent stärkste Kraft geworden und hatte damit das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielt. Die Rechtsextremen waren zudem in sechs der 13 Regionen vorne gelandet. Sie verpassten es jetzt aber, erstmals in ihrer Geschichte eine Region zu gewinnen.
Landesweit landete die Front National nun mit rund 27 Prozent der Stimmen nur noch auf dem dritten Platz, hinter dem konservativ-bürgerlichen Lager mit knapp 41 Prozent und dem linken Lager mit knapp 30 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 59 Prozent und damit deutlich höher als in der ersten Runde.
Besonders überraschend war die klare Niederlage von Parteichefin Le Pen, die als FN-Spitzenkandidatin in der Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie angetreten war. Im Duell gegen den konservativen Kandidaten Xavier Bertrand kam die Tochter von FN-Gründer Jean-Marie Le Pen auf lediglich rund 42 Prozent, wie das Innenministerium mitteilte. Ihre 26-jährige Nichte Marion Maréchal-Le Pen unterlag in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d`Azur ihrem konservativen Kontrahenten Christian Estrosi. "Es gibt Siege, die den Sieger beschämen", erklärte Maréchal-Le Pen.
Auch ihre Tante gab sich am Sonntagabend kämpferisch: "Nichts wird uns aufhalten können", rief Le Pen ihren Anhängern zu. Der Aufstieg ihrer Partei sei "unabwendbar". "Die Front National hat die Zahl ihrer Vertreter in den Regionalparlamenten verdreifachen können und wird damit künftig die erste Oppositionskraft in den meisten Regionalparlamenten in Frankreich."
Die FN konnte zudem mehr Wählerstimmen auf sich vereinen als jemals zuvor: Rund 6,6 Millionen Franzosen wählten die rechtsextreme Partei. Bei den Präsidentschaftswahlen 2012 hatten rund 6,4 Millionen Franzosen für Marine Le Pen gestimmt. Damals hatte es die FN-Chefin nicht in die zweite Wahlrunde geschafft. Umfragen zufolge könnte ihr das bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2017 aber gelingen. Die jetzigen Regionalwahlen waren die letzte große Abstimmung vor den Präsidentschaftswahlen und galten deswegen als wichtiges Stimmungsbarometer.
Le Pen und ihre Nichte hatten bei den Regionalwahlen lange Zeit als klare Favoritinnen in ihren Regionen gegolten und waren im ersten Wahlgang mit deutlichem Vorsprung auf dem ersten Platz gelandet. Für den zweiten Wahlgang zogen aber die Sozialisten in diesen beiden Regionen ihre Wahllisten zurück und riefen zur Wahl der konservativen Kandidaten auf, um der FN den Weg zu einem Sieg zu verbauen.
Der sozialistische Premierminister Manuel Valls sagte am Sonntagabend, die Gefahr der Rechtsextremen sei "noch nicht gebannt". Sarkozy sagte, die Mobilisierung der Wähler dürfe die "Warnungen" aus der ersten Runde an alle verantwortlichen Politiker nicht vergessen lassen.
Sarkozys konservativ-bürgerliches Lager gewann sieben Regionen: Neben Nord-Pas-de-Calais-Picardie und Provence-Alpes-Côte d`Azur auch die Regionen Elsass-Champagne-Ardenne-Lothringen, wo die FN ebenfalls gute Chancen hatte, Auvergne-Rhône-Alpes, Pays de la Loire, Normandie und die umkämpfte Hauptstadtregion Ile-de-France, wo bisher die Sozialisten den Regionalpräsidenten stellten. Die Sozialisten und verbündete Linksparteien gewannen die Regionen Bretagne, Aquitaine-Limousin-Poitou-Charentes, Languedoc-Roussillon-Midi-Pyrénées, Centre und Burgund-Franche-Comté.