Die deutsche Wirtschaft blickt mit Sorge auf die schwierige Regierungsbildung in Italien. "Mit dem Wahlausgang in Italien wird es für Europa nicht einfacher", sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann. "Nicht nur, dass wir uns auf eine Hängepartie einstellen müssen und die unklaren Mehrheitsverhältnisse das Regieren schwierig machen werden." Auch in Italien kämpften die Volksparteien mit der breiten Frustration der Wähler. "Große Reformen sind daher nicht zu erwarten."
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht das ähnlich: "In Europa stehen wichtige Weichenstellungen zur wirtschaftspolitischen Weiterentwicklung an", so Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Italien sollte sich daran konstruktiv beteiligen" - allen EU-kritischen Tendenzen zum Trotz.
Experten bereitet vor allem der hohe Schuldenberg Sorge. "Diejenigen Parteien haben die Wahl gewonnen, die den Menschen mehr Staatsausgaben ohne Gegenfinanzierung und damit den Bruch europäischer Regeln versprochen haben", warnte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). "Mit dem Wahltag ist das Risiko einer staatlichen Insolvenz Italiens in den kommenden Jahren weiter gestiegen." Die Verbindlichkeiten summieren sich auf rund 133 Prozent des Bruttoinlandproduktes. In der Eurozone wird dieser Wert nur von Griechenland übertroffen.
Italien ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands: Bei den Importen steht es an fünfter, bei den Exporten an sechster Stelle. Die deutschen Direktinvestitionen dort summieren sich auf etwa 40 Milliarden Euro. Etwa 2200 deutsche Unternehmen sind in Italien aktiv und beschäftigen mehr als 180.000 Mitarbeiter, so der DIHK.
Quelle: n-tv.de
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