Lifestyle: Essen & Trinken in Aserbaidschan

  16 Dezember 2015    Gelesen: 2342
Lifestyle: Essen & Trinken in Aserbaidschan
Eine Vegetarierin in Aserbaidschan? Verhungern wirst du nicht, ließ mich die Reiseveranstalterin wissen, aber man müsse sich schon darauf einstellen, sich praktisch nur von Salat zu ernähren.


Von Agatha Mazur

Wisst ihr was? Das ist das beste überhaupt! Was man mir im Land des Feuers servierte, hat mich umgehauen. Die aserbaidschanische Küche ist eine der leckersten der Welt. Frische Gemüsepasteten aus Gurke, Tomate und gebratenen Auberginen (Mangelsalat) lassen Veggieherzen höher schlagen. Es gibt immer frische Kräuter auf dem Tisch, man kann sich aus Dill, Petersilie, Minze und Basilikum bedienen. Viel kochen die Aserbaidschaner auch mit Koriander: Dieses säuerlich und etwas nach Seife schmeckende Gewürz steckt in der Joghurtsuppe, aber auch in den traditionellen Pfannkuchen drin. Sie werden mit Spinat und Kräutern gefüllt und mit Joghurt serviert. Auch immer auf dem Tisch steht ein Korb mit frischem Fladenbrot. Ist es im Steinofen gebacken, nennt es sich Tandir (siehe großes Bild oben). Gebackene und gegrillte Auberginen, Zucchini, Tomaten und Paprika kann man mit eingelegtem Weiß- und Rotkohl und diversen Dips kombinieren.




Türkisch-arabische Note in der Küche

Noch mehr Gemüse gibt es mit Dolma (Dolmasi), gefüllte Weinblätter. Sie kennt man aus der griechischen oder türkischen Küche, wo sie mit Reis gefüllt sind. In Aserbaidschan ist es allerdings Hackfleisch, ist also nur etwas für Fleischesser.



Edle Tropfen können auch aus dem Orient kommen

Wer bei gutem Rotwein nur an französische oder italienische denkt, wird in Aserbaidschan eines Besseren belehrt. In der autonomen Region Nachtschiwan im Westen des Landes sollen angeblich schon in der Antike Trauben angebaut worden sein. Rund 11.000 Hektar groß ist die Anbaufläche (Zahl aus dem Jahr 2007). Da die Trauben bei dem südlichen Klima viel Sonne abbekommen, gedeihen in Aserbaidschan viele rote Traubensorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah. Alle schwer und würzig, mal vollmundig, mal blasser. Die Farbe schwankt zwischen lila oder rubinrot. Auch Weißweine bietet das Land des Feuers, sogar auf seinen Riesling muss ein Tourist von der Mosel nicht verzichten! Aserbaidschan hat aber nicht nur die gängigen, sondern sehr viele einheimische Rebsorten vorzuweisen, wie Saperavi oder Rkatsiteli.



Eine riesige Auswahl an Hotels gibt es in Aserbaidschan nicht, es ist schließlich kein Massenziel. In Baku haben sich viele große Hotelketten angesiedelt, die man auch aus Mitteleuropa kennt. Aber auch so gehen einem die Luxushotels nicht aus: Teils gediegen-elegant, kitschig-protzig, dann wieder modern-trendig. Vor den Europaspielen wurde viel gebaut, nun warten die Häuser darauf, belegt zu werden. Günstig ist Baku nicht, selbst 3-Sterne-Hotels in der Altstadt (Icheri Sheher) kosten ungefähr 100 Euro pro Doppelzimmer. Auf dem Land sinkt der Standard dann rapide: In den Bergen findet man Unterkünfte mit einfachen Mehrbettzimmern und mit nur rudimentären Sanitäranlagen (kalte Dusche, Plumpsklo). Aber auch das mal ausprobiert zu haben, gehört irgendwie dazu. Nach so einer Nacht lernt man den Komfort der „normalen“ Hotels wieder zu schätzen.

Worauf ihr achten solltet & paar nützliche Tipps:

Bloß nicht mit der Vorspeise schon sattessen! Der gedeckte Tisch verführt dazu, bereits vor dem Hauptgang schon viel zu viel zu essen. Und wenn das „richtige“ Essen hineingetragen wird, sieht man die ersten verzweifelten Gesichter am Tisch. Klassischer Anfängerfehler!
Wer gerne einen Kaffee oder Espresso nach dem Essen genießen will, findet den nicht in jedem Restaurant. Da muss man schauen, dass man ein modernes Lokal findet, das auch Kaffee und Co. anbietet. Wer ein Schild „Kafe“ sieht, sollte sich nicht zu früh freuen: Das bedeutet schlicht „Café“ und heißt nicht, dass man dort automatisch Kaffee erhält. Klassischerweise wird Tee serviert, überall! Dazu gibt es Teestuben, meist einfache Lokale, in denen ein Pulk Männer sitzt und Backgammon spielt, sich unterhält oder die Menschen in der Umgebung beobachtet. Frauen werden dort nicht gerne gesehen, sind aber auch nicht verboten. Sie gehen lieber mit ihresgleichen in andere Restaurants. Was wir uns jedes Mal, wenn wir an einer Teestube vorbeigefahren sind und die ganzen Männer abhängen gesehen haben, gefragt haben: Müssen die nicht arbeiten?
Meine „best places“ zum essen….

Restaurant Kükü in der Altstadt in der Fußgängerzone. Super leckere Joghurtsuppe, tolles Ambiente, guter Service.
Stylish eingerichtet ist das Boulevard Hotel in der White City. Der Service ist mehr als gewöhnungsbedürftig, aber optisch und von der Einrichtung ist das Hotel ein Highlight. Den Journalisten auf Pressereise werden gemeinhin nur die schönsten Hotels zeigen, die dementsprechend teuer sind. Ob man sich das auch als Otto Normalverbraucher leisten kann?



…und beim Sightseeing:

Unbedingt Fotos von den Flame Towers machen, wenn sie gerade in aserbaidschanischen Nationalfarben leuchten, gut geht das von dem wunderschönen Boulevard aus, der irgendwann der längste der Welt werden soll. Die 6 Kilometer lange saubere, helle Allee, die mit Palmen und Springbrunnen gesäumt ist, verbreitet mediterranes Flair: Allein das Flanieren macht riesen Spaß.
Im Grünen Basar (Yasil Basar), einer riesigen Halle mit Gemüse- und Obstständen, vorbeischlendern und die Pracht genießen. Die Verkäufer sind super freundlich und freuen sich über Fotos!
Was ich vom Heydar Alijev Center halten soll, weiß ich noch nicht. Architektonisch ist der futuristische Bau auf jeden Fall einen Blick wert. Das Verehrertum des früheren Präsidenten ist für Mitteleuropäer allerdings mehr als gewöhnungsbedürftig: Ein Relikt aus sozialistischen Zeiten. Allerdings sind dort auch traditionelle Kostüme und Instrumente ausgestellt und es gibt eine Sammlung von Miniaturmodellen der berühmtesten Bauwerke in Aserbaidschan. Kann man machen, muss man aber nicht.




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