Deutsche kaufen weniger Diesel

  24 April 2018    Gelesen: 1668
Deutsche kaufen weniger Diesel

Diesel-Fahrzeuge sind momentan absolute Ladenhüter. Bei deutschen Händlern stehen die Pkw durchschnittlich 103 Tage auf dem Hof. Die Flaute hat nicht nur finanzielle Folgen, auch klimapolitische Ziele bleiben auf der Strecke.

Der Dieselskandal lässt die Klimaschutz-Bemühungen der Autoindustrie stocken. Nach jahrelangem Rückgang sind die CO2-Emissionen bei Neuwagen in Europa im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen. Wie die Europäische Umweltagentur EEA in Kopenhagen auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, stießen die 2017 registrierten Autos im europaweiten Durchschnitt pro Kilometer 0,4 Gramm Kohlendioxid mehr aus als die des Vorjahres. Das bedeutet einen Anstieg von 118,1 Gramm auf 118,5 Gramm pro Kilometer.


Seit 2010 gingen die Emissionen laut EEA allerdings um 22 Gramm pro Kilometer zurück. Nach den klimapolitischen Zielen der EU sollen die Autobauer den CO2-Ausstoß ihrer Flotten bis 2021 auf 95 Gramm pro Kilometer reduzieren. Die Werte stiegen unter anderem deshalb an, weil nach dem Dieselskandal mehr Benziner gekauft wurden, deren CO2-Bilanz schlechter als die von Dieselfahrzeugen ist. Erstmals seit 2010 seien in der EU knapp mehr Benziner als Diesel verkauft worden, teilte die EEA mit. In allen EU-Staaten mit Ausnahme von Italien und Dänemark seien weniger Diesel angemeldet worden. Als weiterer Grund wurde die anhaltende Beliebtheit von SUV-Modellen genannt, die einen relativ hohen Verbrauch und damit höhere C02-Emissionen haben.

Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten, registrierte Deutschland mit die höchsten Werte bei den CO2-Emissionen neuer Pkw. Höhere Durchschnittswerte haben es nur in den drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland sowie in Polen gegeben. Wie weit die einzelnen Autohersteller noch von den EU-Vorgaben entfernt sind, erfasste die EEA nicht.

Die anhaltende Dieselkrise macht auch den Autohändlern in Deutschland immer mehr zu schaffen. Vor allem auf dem Gebrauchtwagenmarkt hat sich die Lage noch einmal deutlich verschlechtert. 87 Prozent der Händler können Diesel-Gebrauchtwagen nur noch mit höheren Abschlägen verkaufen. 22 Prozent nehmen überhaupt keine Diesel-Gebrauchtwagen mehr in Zahlung. Das geht aus aktuellen Zahlen des Dieselbarometers der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Abgasskandal und Fahrverbote

Das "Diesel-Dilemma" beim Automobilhandel spitze sich zu, hieß es. Das Image des Diesel ist schwer belastet. Gründe sind zum einen der Abgasskandal und zum anderen drohende Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in Städten, in denen Schadstoff-Grenzwerte überschritten werden. Diesel sind ein Hauptverursacher. Viele Dieselfahrzeuge stehen laut DAT-Barometer bei Händlern auf dem Hof, und zwar durchschnittlich 103 Tage. Gebrauchte Diesel-Pkw kosten den Handel pro Tag und Fahrzeug im Schnitt 28 Euro. 57 Prozent der Händler geben deutlichere Nachlässe auch auf Diesel-Neuwagen, 61 Prozent bilden Rückstellungen für drohende Verluste.

Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Ende Februar, das Fahrverbote generell für zulässig erklärt hatte, hat sich der Beratungsaufwand im Handel deutlich erhöht. Außerdem gaben 93 Prozent aller Händler bei der Befragung an, das Urteil habe zu noch mehr Verunsicherung bei ihren Kunden geführt. Die Händler hätten aktuell keine Chance, bei der Vermarktung von Diesel-Gebrauchtfahrzeugen auch nur ihre Kosten zu decken, sagte DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann. "Sie werden deshalb auf Unterstützungsleistungen von ihren Herstellern, Importeuren oder der Politik angewiesen sein, um nicht in eine wirtschaftliche Schieflage zu gelangen."

Basis des Barometers ist eine repräsentative Befragung beim Automobilhandel, angereichert mit Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes und mit Ergebnissen der DAT-Marktbeobachtung.

n-tv


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