Was weiß Trumps "Pitbull"?

  25 April 2018    Gelesen: 1448
Was weiß Trumps "Pitbull"?

Donald Trumps Anwalt Michael Cohen steht im Fokus der Justiz. Elf Jahre lang erledigte er schmutzige Geschäfte für den späteren US-Präsidenten. Jetzt könnte er auspacken - und im Weißen Haus herrscht helle Aufregung.

Das Brooklyner Restaurant "El Caribe" hat in seiner fast 40-jährigen Geschichte schon Abertausende Hochzeiten und Firmenfeste ausgerichtet. "Erleben Sie Ihre Märchenfeier", wirbt das Etablissement in Mill Basin, einer Villengegend an der Jamaica Bay. "Schaffen Sie sich unvergessliche Erinnerungen."

Woran sich die meisten Gäste freilich nicht erinnern: Das Hinterzimmer mietete früher die Russenmafia, bevor deren Bosse im Knast landeten. Ach ja: Und der Inhaber ist der Onkel von Michael Cohen - Donald Trumps Anwalt, der selbst lange Mitbesitzer des "El Caribe" war.

Dieses Weltbild teilt Cohen offenbar mit seinem langjährigen Top-Mandanten: Den früheren FBI-Chef James Comey erinnerte Trumps Verhalten in der Russlandaffäre an einen Mafiaboss. Kein Wunder, dass Trump, als er einen "Fixer" suchte, einen Ausputzer und Mann fürs Grobe, bei Cohen landete, der in der Migrantenszene New Yorks sozialisiert wurde: Dort erlernte Cohen seine knallharten Geschäftsmethoden, dort verdiente er seine ersten Millionen, dort heiratete er - und auf diesem Umweg traf er schließlich auch Donald Trump.

"Alle Spuren führen nach Brooklyn", weiß Seth Hettena, ein investigativer Journalist, der Trumps Russland-Verbindungen in dem neuen US-Enthüllungsbuch "Trump/Russia", das im Mai erscheint, rekonstruiert hat. Cohens Rolle nimmt darin ein ganzes Kapitel ein, aus dem das Magazin "Rolling Stone" jetzt erste Vorab-Auszüge veröffentlichte. "Cohen hatte Connections, düstere Connections", sagt Hettena dem SPIEGEL. "Das brachte ihn in Trumps Orbit."

Cohen lernte Trump über seinen Schwiegervater Fima Shusterman kennen. Shusterman, der aus der Ukraine stammte, war ein Taxi-Unternehmer - ein Business, bei dem in New York lange die Mafia die Hand im Spiel hatte. Doch es gab wohl noch andere Geschäfte: "Fima könnte ein (möglicherweise stiller) Geschäftspartner Trumps gewesen sein, vielleicht sogar ein Mittelsmann für russische Investoren in Trump-Immobilien und andere Projekte", zitiert Hettena einen Ex-Beamten, der damals wegen Geldwäsche gegen Shusterman ermittelte.

Woher kamen die Millionen für die Luxusimmobilien?

Cohen stieg ebenfalls ins Taxigeschäft ein und kaufte 2001 für eine Million Dollar ein Penthouse im Trump World Tower in Manhattan. Seine Schwiegereltern erwarben im selben Wolkenkratzer drei Apartments für fast acht Millionen Dollar. Insgesamt, so hat Hettena ermittelt, hätten Cohen und seine Familie über die folgenden fünf Jahre Trump-Immobilien im Wert von 17,3 Millionen Dollar erstanden. Woher sie das Geld hatten? "Das ist eine gute Frage", sagt Hettena.

2006 heuerte Cohen offiziell bei Trump an. Er war in jener Zeit offenbar auch ein Unterhändler für ein Luxusprojekt Trumps in Florida, in dem sich nach Recherchen der Agentur Reuters mindestens 63 russische Investoren mit fast 100 Millionen Dollar einkauften. Die Gelder halfen Trump auch durch die letzten seiner Konkursverfahren. "Die Russen lieben die Marke Trump", sagte Gil Dezer, einer von Trumps Partnern in Florida, dem Wirtschaftsdienst Bloomberg.

Wie sein fiktives Mafiavorbild Tom Hagen wurde Cohen zum Ehrenmitglied der engsten Trump-Familie - und zu Trumps "Pitbull": Von seinem Büro im Trump Tower aus bedrohte er Reporter und brachte Frauen, die Affären mit Trump gehabt haben wollen, mit Geld zum Schweigen.

"Wer weiß, was er getan hat?"

Parallel dazu hielt er lange Anteile am "El Caribe", besagtem Restaurant seines Onkels Morton Levine in Brooklyn. In dessen Büros tagten bis in die Neunzigerjahre die US-Bosse der russischen Mafia - was so bekannt war, dass sogar die "New York Times" darüber schrieb. Cohen stieß seine Beteiligung nach Angaben Levines ab, als Trump 2016 die Wahl gewann.

Ob es sich bei den Ermittlungen gegen Cohen nun um seine Privatgeschäfte handelt oder die Geschäfte, die er für Trump erledigte, darüber spekuliert ganz Washington. "Trumps Leute haben größte Sorge", sagte einer seiner Ex-Berater der Website Axios. "Wer weiß, was er getan hat?"

Auch Trump lässt diese Sorge wohl nicht los. "Michael Cohen ist ein Geschäftsmann/Anwalt auf eigene Rechnung, den ich immer mochte & respektierte", twitterte er am Wochenende, als wolle er seinem langjährigen Anwalt gut zureden - und sich zugleich von ihm lossagen.

n-tv


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