Der Himmel über Polen wird heute noch von ehemaligen Sowjetwaffen geschützt. Nun beschafft Warschau auch US-amerikanische Flugabwehrraketen, die Patriots. Zum einzigen Nato-Land, das einen Mix aus sowjetischer und westlicher Waffentechnik einsetzt, wird die polnische Republik dabei nicht. „Es sei an Griechenland erinnert, das sowohl russische als auch Nato-Abwehrsysteme betreibt“, sagt der Militärexperte Alexej Leonkow. Diese Systeme seien miteinander verzahnt und schützen ein und denselben Luftraum.
Was Polen zurzeit im Arsenal hat, ist zum Beispiel die S-60, diese „57-mm-Kanone der Nachkriegszeit“, wie das Fachblatt sie bezeichnet. Sie wurde in der Tat noch im Zweiten Weltkrieg entwickelt und 1949 in Dienst genommen. Oder die laut der Zeitschrift „allgegenwärtigen SU-23-2“: Das polnische Militär hat die Doppelrohrkanone zwar immer wieder modernisiert, aber im Grunde ist sie ein Waffenmuster aus den 1960er-Jahren.
Über schwerere Geschütze zur Flugabwehr verfügt die polnische Armee natürlich auch: Der Fla-Panzer Schilka, die Abwehrraketen S-125 und Kub-M3 – diese Waffen sind im polnischen Arsenal seit den 1960-70er Jahren ebenfalls enthalten. Und mit den US-amerikanischen Patriots seien sie nicht kompatibel, schreibt „The National Interest“. Ende März hat Warschau den Deal über den Kauf der Abwehrraketen mit den USA besiegelt. Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak sagte, die Streitkräfte Polens und der Vereinigten Staaten würden zeitgleich die neuste Version der Rakete in Dienst nehmen.
„Die Amerikaner sagen immer, wenn sie ihre Patriot-Raketen irgendwohin liefern, dass diese so einzigartig seien, dass sie in bestehende Systeme nicht integriert werden könnten. Die Integration ist aber kein Problem, wenn es den Willen dazu gibt“, sagt der Experte Leonkow.
Die Patriots ins bestehende System einzubinden, sei überhaupt kein Problem, sagt auch Generalleutnant Aitetsch Bischew, ehemals zweiter Mann im Oberkommando der russischen Luftstreitkräfte. „Natürlich kann die Patriot-Rakete in das landesweite Luftabwehrsystem integriert werden. Es ist möglich, dass sie dann mit der Luftwaffe und den strategischen Kräften vernetzt wird. Auch in den einheitlichen Informationsraum kann sie eingebunden werden. Für die Ingenieure ist diese Aufgabe ein Kinderspiel“, so der Fachmann.
Russische Experten betonen, „The National Interest“ schreibe absichtlich über ein Problem, das es gar nicht gebe: „Das Ziel der US-Amerikaner ist es, Russlands Rückkehr auf die Rüstungsmärkte jener Länder zu verhindern, die noch Sowjetwaffen einsetzen“, betont Leonkow. Russland könne ja eine Modernisierung der Sowjettechnik anbieten. Damit das nicht passiert, würden die Amerikaner dafür werben, dass ihre Kunden die sowjetischen Waffensysteme am besten ganz loswerden.
Neben den bereits genannten Systemen hat Polen heute noch eine andere Flugabwehrwaffe sowjetischer Bauart: die S-200, eine Langstreckenabwehrrakete. „Ein gutes, zuverlässiges System“, sagt der Ex-General Bischew. „Doch die Dienstzeit der Rakete läuft bald ab. Wenn die Polen keine Ersatzteile dafür haben, muss sie allmählich ausgemustert werden. Russland hat keine modernisierte Variante anzubieten. Also müssen die Amerikaner die polnische Armee ausrüsten, gemäß ihrem Standard.“
sputniknews
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