Krankenkassen geben Regierung die Schuld für steigende Beiträge

  19 Dezember 2015    Gelesen: 712
Krankenkassen geben Regierung die Schuld für steigende Beiträge
Gesetzlich Krankenversicherte müssen im kommenden Jahr höhere Beiträge zahlen: Die DAK hebt den Beitragssatz ab Januar gleich um 0,6 Prozentpunkte an. Die Barmer GEK erhöht den Beitrag um 0,2 Prozentpunkte. Die Kassen gaben der Regierung die Schuld dafür, dass sie den Versicherten tiefer in die Tasche greifen. Das Gesundheitsministerium rechtfertigte die Politik der großen Koalition.
Die DAK ist mit rund sechs Millionen Versicherten die drittgrößte deutsche Krankenkasse. Wie der Verwaltungsrat nun beschloss, soll der Beitragssatz ab Januar deutlich auf insgesamt 16,1 Prozent ansteigen. Auf die Versicherten der Barmer GEK kommt künftig ein Beitrag von 15,7 Prozent zu. Die Barmer GEK ist mit 8,6 Millionen Versicherten die zweitgrößte Krankenkasse.

Der Branchenprimus Techniker Krankenkasse mit insgesamt 9,5 Millionen Versicherten hatte bereits vergangene Woche angekündigt, den Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte auf dann 15,6 Prozent anzuheben. Auch einige Kassen der AOK wollen die Versicherten stärker zur Kasse bitten, im Durchschnitt wird ein Wert von 15,7 Prozent erwartet.

Berechnungen des Verbraucherportals Verivox zufolge müssen die Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung im nächsten Jahr bis zu 306 Euro mehr zahlen. Wer wegen der höheren Beiträge die Krankenkasse wechseln will, kann dies tun. Versicherte verfügen in diesem Fall über ein Sonderkündigungsrecht.

Der gesetzlich festgelegte Kassenbeitrag liegt bei 14,6 Prozent des monatlichen Bruttoeinkommens, wovon Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte tragen. Da der Anteil der Arbeitgeber eingefroren ist, müssen die Versicherten einen Mehrbedarf der Kassen alleine tragen. Dafür erheben die Krankenkassen den Zusatzbeitrag, dessen Höhe sie selbst festlegen können.

Dass die Zusatzbeiträge nun steigen, liegt aus der Sicht der gesetzlichen Krankenkassen an der Politik der Bundesregierung. "Die Gesetze der Koalition im vergangenen Jahr belasten die Krankenkassen zusätzlich. Auch deshalb muss der Zusatzbeitrag steigen", sagte die Vorstandschefin des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen, Doris Pfeiffer, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Zwar würden die Beitragseinnahmen der Kassen wegen der guten Konjunktur wachsen, die Ausgaben stiegen aber seit Jahren noch stärker.

Pfeiffer kritisierte vor allem die jüngste Krankenhausreform von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Diese Reform sei unter den beschlossenen Gesetzen am teuersten gewesen. Auch andere Gesetze des Ministers wie das Präventionsgesetz oder das Hospiz- und Palliativgesetz kosteten zusätzlich Geld.

Das Gesundheitsministerium wies die Kritik zurück. "Unsere Gesetze sind immer darauf ausgerichtet, sowohl den Nutzen für den Patienten und eine gute gesundheitliche Versorgung sicherzustellen, als auch die nachhaltige Finanzierbarkeit im Blick zu behalten", sagte eine Sprecherin. "Beides muss Hand in Hand gehen und beides muss auch zentrales Anliegen der Krankenkassen sein."

Die DAK erklärte, Prognosen zufolge müssen die Versicherten im kommenden Jahr bereits 14,4 Milliarden Euro über Zusatzbeiträge allein tragen. Sie fordert deshalb, dass die Beiträge wieder je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bezahlt werden. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach sich im "Tagesspiegel" dafür aus, die Arbeitgeber bei Beitragssteigerungen wieder angemessen mitzubelasten.


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