Was wird eigentlich aus der Uhr?

  12 Mai 2018    Gelesen: 706
Was wird eigentlich aus der Uhr?

Tick-tack. Gelingt dem HSV am 34. Spieltag kein Wunder, läuft nach knapp 55 Jahren seine Bundesligazeit ab. Wird die große Stadionuhr dann abmontiert? Und muss auch Dino-Maskottchen "Hermann" aussterben?

"In der Bundesliga seit: 54 Jahren, 262 Tagen, 0 Stunden, 15 Minuten."

Das wird die große Uhr im Volksparkstadion am Samstag um 17:15 Uhr anzeigen. Wenn das Bundesligaduell zwischen dem HSV und Borussia Mönchengladbachabgepfiffen wird, werden rund 50.000 Augenpaare und etliche Kameralinsen in die Nord-West-Ecke der Hamburger Arena blicken.

Gewinnt der Hamburger SV sein Saisonfinale und unterliegt Konkurrent VfL Wolfsburg gleichzeitig dem bereits abgestiegenen 1. FC Köln, rettet sich der "Dino der Liga" wieder in die Relegation. Sehr viel wahrscheinlicher aber endet am Samstag gegen 17:15 Uhr nach über einem halben Jahrhundert die lange ununterbrochene Bundesliga-Zugehörigkeit der Hamburger. Trainer Christian Titz wird wohl bleiben, etliche Profis den Klub dagegen verlassen. Was aber würde eigentlich aus der Uhr? Und: Muss sich auch Maskottchen "Dino Hermann" einen neuen Job suchen?

Auf SPIEGEL-Anfrage teilte der Verein mit, im Falle eines möglichen Abstiegs sei man "offiziell noch bis zum 30. Juni 2018 Mitglied der 1. Bundesliga", die Uhr werde "nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach also nicht direkt ausgeschaltet oder gar abmontiert". Diese Argumentation ist einigermaßen kreativ, die Entscheidung aber nachvollziehbar. Der symbolische Akt soll nicht vor den Kameras der TV-Teams und den Augen der Gästefans vollzogen werden.

Das bringt genau 49 Tage Bedenkzeit. In der Sommerpause müsste der HSV allerdings handeln. Fest stehe nur, "dass die Uhr bei einem Abstieg in der derzeit bestehenden Form mit entsprechender Aussage nicht weiter bestehen könnte", so der Verein mit dem Hinweis auf "verschiedene Überlegungen", wie mit der Uhr oder dem entsprechenden Platz im Stadion verfahren werde. Entschieden sei noch nichts.

Welche Optionen gibt es für die Uhr? Wir haben uns Gedanken gemacht:

Die Uhr bleibt und läuft weiter mit einer neuen Aussage: "Bundesliga-Premiere vor" 55 Jahren etc. (Subtext: Das ist zwar alles sehr konstruiert, aber wir mögen es nun einmal kindisch-trotzig. Uns ist egal, dass man uns dafür deutschlandweit verspotten wird.)
Die Uhr bleibt, wird aber abgeschaltet und erst im Falle eines Wiederaufstiegs erneut in Betrieb genommen. Das würde zumindest die Zäsur anerkennen, die dieser Abstieg für den Verein bedeuten würde. Auf der anderen Seite wäre es ein denkbar tristes Fotomotiv, insbesondere, falls die Rückkehr in die Bundesliga nicht sofort gelingen sollte. (Subtext: Wir sind jetzt ein bisschen wie Kaiserslautern.)
Die Uhr bleibt, wird aber resettet. Auf Null setzen und beim Zweitligaauftakt neu starten - natürlich mit veränderter Legende. "In der 2. Bundesliga seit", das hätte Charme und eine gehörige Portion Selbstironie. Schon das macht es einigermaßen unwahrscheinlich.
Die Uhr wird abmontiert und im Juni heimlich, still und leise zum Wertstoffhof gefahren. (Subtext: Das ist alles nie geschehen, gehen Sie bitte weiter. Oder buchen Sie die neue Werbefläche!)
Die Uhr wird abmontiert und bekommt einen Ehrenplatz im vereinseigenen Museum bzw. im Deutschen Fußball-Museum. (Subtext: Das ist ein Kapitel unserer Geschichte. Das ist unwiederbringlich vorüber - und weiter geht's.)

15 Bundesliga-Jahre fiebert der blaue Plüschdinosaurier nun schon am Spielfeldrand mit, ist zudem ein gern gesehener Gast auf Kindergeburtstagen. Das Maskottchen hat offenbar eine gute Bleibeperspektive: HSV-Vorstandschef Frank Wettstein stellte den Dino bereits vor Wochen unter Artenschutz, vor dem Saisonfinale bestätigte der HSV noch einmal, dass es keinen Grund gebe, den Dino "sterben zu lassen". Auch hier sei eine finale Entscheidung noch nicht gefallen.

spiegel


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