Blatters letzte Blamage

  22 Dezember 2015    Gelesen: 555
Blatters letzte Blamage
Ex-Fifa-Chef Sepp Blatter kann niemand mehr ernst nehmen. Sein bizarres Verhalten aber darf nicht überdecken, wie historisch das Urteil gegen ihn und Michel Platini ist.
Da hatte Sepp Blatter noch einmal seinen Auftritt, bevor es bald ruhiger um den Schweizer wird. Auf seiner eigenen Pressekonferenz saß er unrasiert, mit einem Pflaster unter dem rechten Auge und redete von Nelson Mandela und Humanität und Verrat. "Es tut mir leid, dass ich der Punchingball bin", sagte er. Ein typischer Blattersatz, verquer und selbstbezogen.
Längst hat man sich an die bizarren Auftritte des nunmehr Ex-Fifa-Präsidenten gewöhnt. Als er noch im Amt war, regte er an, Fußballerinnen sollten Hotpants tragen, später wollte er Fußballturniere zwischen Planeten organisieren. Nach seiner Suspendierung legte er erst richtig los. Er sei ein Opfer des Westens und vor allem seien es die Medien, die ihn fallen sehen wollen. Erst vor ein paar Tagen hatte er in einem Brief an alle 209 Fifa-Nationalverbände geschrieben, das Verfahren der Ethikkommission gegen ihn erinnere ihn an die Inquisition.


Das alles führte dazu, dass niemand Blatter mehr ernst nahm. Er wurde zur Witzfigur, doch wie bei jedem abgehalfterten Komiker stellte sich irgendwann ein gewisser Ermüdungseffekt ein. Verstärkt wurde der Verdruss von dem allgemeinen Verdacht, Fußballbosse seien sowieso alle korrupt. Die DFB-Affäre tat ihr übriges.

17 Jahre lang war Blatter Fifa-Präsident

So besteht allerdings die Gefahr, dass untergeht, was für ein bedeutender Tag dieser Montag für den Fußball ist. Sepp Blatter und Michel Platini wurden für acht Jahre gesperrt! Es ist aus für den Mann, der 40 Jahre in der Fifa wirkte, davon 17 als Präsident. Für den Mann, der für das korrupte Fußballsystem steht, in dem ältere Herren sich mit der Leidenschaft vieler Millionen Fans die Taschen füllen. Für den Mann, der schon dreimal ankündigte zurückzutreten, und es dennoch nicht tat. Und mit ihm muss gar sein quasi designierter Nachfolger dran glauben.

Die Spruchkammer der Ethikkommission begründete ihr Urteil damit, dass weder Blatter noch Platini die Zahlung von zwei Millionen Euro erklären können, die die Fifa im Jahr 2011 an Platini leistete. Die Fifa-Ermittler sahen die Millionen als Schmiergeld – Platini soll Blatter bei der Fifa-Präsidentschaftswahl unterstützt haben. Sie forderten eine lebenslange Sperre. Die Spruchkammer sah nur einen Interessenkonflikt, schrieb aber auch, dass das Verhalten der beiden Ex-Fußball-Chefs keinerlei Selbstverpflichtung zu einer ethischen Haltung erkennen lasse.

Die berühmtesten Stadionverbotler der Welt

Die Sperre bezieht sich nur auf Fußballaktivitäten. Die Entscheidung hat für Blatter und Platini keine strafrechtlichen Konsequenzen. Dass aber der ehemalige Fifa- und Uefa-Chef kein Fußballstadion mehr betreten dürfen, die beiden also die berühmtesten Stadionverbotler der Welt sind, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

Es ist vor allem die symbolische Wirkung, die das Urteil so stark macht. Blatter und Platini wissen, dass es nicht auf die Dauer der Sperre ankommt. Ihr Ruf ist nach dieser Urteilsbegründung so oder so hinüber. Noch vor gut einem halben Jahr war es undenkbar, dass solch ein Verdikt je ergehen würde. Da wurde Sepp Blatter gerade vom Fifa-Kongress wiedergewählt. Obwohl nur ein paar Tage vorher etliche Fifa-Wahlmänner in einem Luxushotel verhaftet worden waren. Blatter schien das alles nichts anhaben zu können. Es schien aber nur so.

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