Wenn Christos krank ist, dann schließt gleich die ganze Schule. Denn der Achtjährige ist der einzige Schüler auf der griechischen Insel Arki. In seiner Mittagspause sitzt er allein auf dem Hof, er läutet die Schulglocke, obwohl kein anderer damit ins Klassenzimmer geschickt wird, nur seine Lehrerin ist bei ihm: Der Fotograf Demetrios Ioannou hat den Jungen eine Woche lang in seinem einsamen Unterrichtsalltag ohne Mitschüler begleitet.
Arki gehört zur Gruppe der Dodekanesinseln im Südwesten der Ägäis und umfasst eine Fläche von rund 7 Quadratkilometern. Der letzten Volkszählung im Jahr 2011 zufolge leben hier 44 Menschen, doch mittlerweile hat sich diese Zahl laut Ioannou etwa halbiert.
Sieben der Einwohner sind Teil der Familie Kamposos, ihr jüngster Sohn ist Christos. Ohne ihn und seine älteren Brüder und Cousins wäre die einzige Schule auf der Insel schon lange geschlossen worden. Nach dem Abschluss der älteren Verwandten ist Christos seit September letzten Jahres nun der einzige Schüler.
Lehrerin und beste Freundin zugleich
Oft werden Lehrer in Ausbildung nach Arki geschickt, Maria Tsialera aber meldete sich freiwillig, den Jungen zu unterrichten: "Ich habe es keine Sekunde bereut." Unter der Woche lebt Tsialera in einer kleinen Wohnung neben der Schule, freitags kehrt sie auf die benachbarte Insel Lipsoi zurück. Sie liebt die Arbeit mit Christos und versucht, ihm die Welt näher zu bringen: Manchmal führen sie sogar Skype-Telefonate mit anderen Schulen aus Griechenland.
Die Lehrerin ist Christos einzige Ansprechperson an der Schule. "Sie schafft für ihn eine sehr angenehme Atmosphäre. Er liebt sie sehr: Sie ist nicht nur eine Lehrerin für ihn, sondern gleichzeitig Klassenkameradin, beste Freundin und Mentorin", beobachtete Fotograf Ioannou. Sie lernen zusammen, lachen miteinander und spielen in der Pause Basketball.
Anfangs war Christos sehr schüchtern gegenüber Ioannou und sprach nicht viel mit ihm. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto mehr öffnete er sich. "Sowohl er als auch seine Lehrerin waren froh, mich dort zu haben", sagt der Fotograf. Denn er brachte eine Abwechslung in den sonst manchmal etwas eintönigen Alltag.
Die Menschen auf Arki würden ein ruhiges und friedliches Leben führen, sagt Ioannou: Viele waren noch nie in Athen oder einer anderen großen Stadt. Sie fahren nur auf die benachbarten Inseln - und das auch nur, um Verwandte zu besuchen oder um zum Arzt zu gehen." Doch Christos liebt seine Heimat und will nicht weg: "Es ist meine Insel."
Für die nächsten drei Jahre kann er auch weiterhin dort den Unterricht besuchen, wie es danach weitergeht ist unklar. Christos sei ein sehr kluger Junge und gehe gerne zur Schule, sagt Tsialera. "Wenn sie schließen müsste, wäre er sehr enttäuscht." Was er später einmal werden will? "Ein Lehrer", sagt er überzeugt.
sputniknews
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