Trump überrumpelt seine Militärplaner

  13 Juni 2018    Gelesen: 896
Trump überrumpelt seine Militärplaner

Das "historische Treffen" zwischen Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim hat womöglich weitreichende Folgen - für das US-Militär. Trumps Zugeständnis, künftig auf Manöver zu verzichten, kommt für das Pentagon offenbar vollkommen unerwartet.

Hat US-Präsident Donald Trump bei seinem Treffen mit Kim Jong Un geopolitische Entscheidungen von strategischer Bedeutung aus dem Ärmel geschüttelt? Bei dem Gipfel in Singapur machte der Staatschef der weltweit stärksten Wirtschaftsmacht dem Alleinherrscher des verarmten und international isolierten Nordkorea ein weitreichendes Zugeständnis.

Trump kündigte bei dem Gipfel überraschend auch die Einstellung der US-Militärmanöver mit Südkorea an. Das Pentagon in Washington versicherte daraufhin, US-Verteidigungsminister Jim Mattis sei in dieser Frage nicht von Trump übergangen worden. "Er war nicht überrascht, er war gefragt worden", betonte eine Sprecherin. "Es gab keine Überraschungen", fügte sie hinzu.

Innerhalb des US-Verteidigungsministeriums scheint die Weichenstellung allerdings nicht wenige Experten auf dem falschen Fuß erwischt zu haben. Bislang zählte eine starke, sichtbare Militärpräsenz auf der koreanischen Halbinsel zu den Eckpfeilern der US-Außenpolitik in der Region. Die gemeinsamen Übungen mit den südkoreanischen Streitkräften dienten Südkorea dabei vor allem auch als Garantie, dass die Schutzmacht USA dem reichen Industrieland im Fall eines militärischen Überfalls des Nordens beistehen würden.

US-Beamte erklärten der Nachrichtenagentur AFP, sie seien von der Ankündigung Trumps vollkommen überrascht worden. Pentagon-Mitarbeiter hätten den ganzen Morgen in Sitzungen verbracht, um die Folgen dieser Entscheidung auszuloten. Auch Regierungsbeamte in Seoul und US-Armeevertreter in Südkorea deuteten hinter vorgehaltener Hand an, von der Ankündigung Trumps überrumpelt worden zu sein.

"Besorgniserregende" Entscheidung


Der US-Präsident hatte seine Entscheidung auch mit den hohen Kosten begründet. Die aufwendigen Manöver fanden in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig und in unterschiedlichen Formaten mit Kräften des Heeres, der Marine und der Luftwaffe statt. Geübt wurde dabei etwa die rasche Verlegung großer Truppenteile, die Abwehr von Luftangriffen und die Abstimmung mit verbündeten Streitkräften.

Die Zeitung "Korea Herald" nannte die Entscheidung in einem Leitartikel "besorgniserregend". Das Ende der gemeinsamen Militärmanöver nehmen viele Beobachter offenbar eher als riskanten Rückzug wahr. Auch Japan zeigte sich besorgt. Verteidigungsminister Itsunori Onodera sagte, die Militärübungen der USA mit Südkorea und die dortige US-Truppenpräsenz seien "unerlässlich" für die Sicherheit in der Region.

Die Armee übt in Nordkorea großen Einfluss aus. Auch wenn viele Waffensysteme als hoffnungslos veraltet gelten, bleibt das Land mit seinem riesigen konventionellen Militärapparat für seine Nachbarstaaten auch ohne Atomwaffen eine ständige Bedrohung. Die Millionenmetropole Seoul etwa, so heißt es, befindet sich in Reichweite mehrerer Tausend nordkoreanischer Artilleriegeschütze.

Gegenseitige Einladungen lösen Freude aus


Diese Sorgen blieben bei dem historischen Gipfeltreffen von Kim Jong Un und Donald Trump offenbar unberücksichtigt. Am Tag nach der Begegnung überhäufen sich Nordkorea und die USA weiter gegenseitig mit Lob: Die nordkoreanischen Staatsmedien werteten das Treffen zuletzt als "radikalen Wendepunkt" in den angespannten Beziehungen beider Länder.

Kim und Trump hätten gegenseitige Einladungen nach Washington und Pjöngjang "erfreut" angenommen, hieß es. Trump zeigte sich in einer seiner jüngsten Twitter-Botschaften überzeugt, der Gipfel habe zur Verhinderung einer "atomaren Katastrophe" beigetragen.

Kim hatte bei dem Gipfel am Dienstag in Singapur die atomare Abrüstung der koreanischen Halbinselzugesagt. Nähere Definitionen, ein Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen wurden dabei zunächst nicht genannt. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, Kim mache die Denuklearisierung vom Ende der Feindschaft mit den USA abhängig.

"Kim Jong Un hat gesagt, um Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen, sollten beide Länder davon absehen, sich gegenseitig zu bekämpfen", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur der Nordkoreaner. Dies sollte in gegenseitigem Einverständnis erfolgen. Welche Rolle Südkorea im künftigen Verhältnis zwischen Nordkorea und den USA spielt, ist noch offen.

Quelle: n-tv.de 


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