Dieser Rachefeldzug des Nihilismus kennt keine Utopie, hat keine Vision, er hat keine Religion, da er keinen Glauben kennt. Er verwirklicht sich in der absoluten, gewalttätigen Hoffnungslosigkeit des Hier und Jetzt der Täter, auf Erden doch noch eine zukunftsoffene Existenz führen zu können. Der Terrorismus findet seine einzige Bestimmung im Ver-Nichten und führt deshalb immer ins Nichts. Religiös motiviert? Keine Religion der Welt ist so erbärmlich erbarmungslos. It’s politics, stupid!
Seitdem der Terror Millionen aus Syrien, Afghanistan, Somalia und anderen Regionen nach Europa vertreibt, ertrinken auf dem Weg zum gelobten Kontinent Tausende vor unserer europäischen Haustür. Dieses abstrakte Wissen wurde handgreiflich, dann herzergreifend, als das Foto des an der türkischen Küste an Land gespülten Kindes aus Syrien uns ins Wohnzimmer geschickt wurde. Doch dieser Terror ist eine weltweite Seuche. Hunderttausende sind bereits seine Opfer – im Fernen und im Nahen Osten, in Lateinamerika, in Afrika und schließlich auch bei uns, in Europa.
Waren im Jahre 2014 weltweit rund 33.000 gezählte Menschen (Institut für Wirtschaft und Frieden, London) durch Terror vernichtet wurden, so fühlen wir Europäer uns jetzt erst bedroht: Als Folge der globalen Krisen ist der Terror in Paris – zuerst gegen Charlie Hebdo im Januar 2015, dann gegen das Bataclan und ganz Paris – brachial in unser Bewusstsein eingedrungen. Anders als Ebola oder Dengue lässt sich die von Menschen selbst angerichtete Seuche Terrorismus nicht länger auf den anderen Kontinente eindämmen.
Die neuesten Zahlen (2014) über den Terrorismus sind so erhellend wie überraschend: In westlichen Ländern ist der islamische Fundamentalismus entgegen unserer Wahrnehmung nicht die Hauptursache für Terrorismus: 80 Prozent aller Getöteten standen nicht im Fadenkreuz von Dschihadisten, sondern sind Opfer von Einzeltätern, die politische oder religiöse Extremisten, Nationalisten oder Rassisten.
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