Kürzungen von Russlands Militärausgaben sollten Westen beunruhigen – US-Magazin

  14 Juni 2018    Gelesen: 1139
Kürzungen von Russlands Militärausgaben sollten Westen beunruhigen – US-Magazin

Die Kürzungen im russischen Verteidigungsetat zeugen nicht vom Niedergang der russischen Wirtschaft, sondern von dem erfolgreichen Abschluss der Modernisierung der russischen Armee. Das angestrebte Wirtschaftswachstum kann Russlands Verteidigungskosten im absoluten zahlenmäßigen Ausdruck sogar erhöhen, schrieb das US-Magazin „Military Watch“.

Nach Angaben des Stockholmer Nationalen Friedensforschungsinstituts (SIPRI), die Anfang Mai veröffentlicht worden waren, sollen die Verteidigungsausgaben Russlands erstmals seit 1998 um 20 Prozent reduziert worden sein und 66,3 Milliarden US-Dollar betragen.

„Die Zahlen entsprechen zwar nicht ganz der Wirklichkeit, der Trend wurde jedoch richtig angegeben", kommentierte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow diese Informationen. Die umfassende technische und technologische Modernisierung der russischen Armee sei im Großen und Ganzen abgeschlossen worden, und der Höhepunkt der Ausgaben für technische Neuausrüstung sei daher vorbei.

Der Westen habe diese Tendenz anders ausgelegt, schreibt das Magazin. Die russische Wirtschaft knicke angeblich unter dem Druck der westlichen Sanktionen ein, und die Reduzierung des Militärhaushalts sei unter diesen Bedingungen unausweichlich, so sei die Ansicht von vielen westlichen Analysten gewesen. Allerdings würden die Fakten ein anderes Bild bieten, so der Verfasser des Artikels.

Die umfassende Modernisierung der russischen Streitkräfte sei nach dem Ausstieg der USA aus dem ABM-Vertrag (im Jahre 2002 — Anm. d. Red.) eingeleitet und nach dem bewaffneten Konflikt in Georgien beschleunigt worden. Sie habe zwar alle Teilstreitkräfte betroffen, ihr Schwerpunkt habe jedoch bei den asymmetrischen Fähigkeiten gelegen, die für die Gewährleistung eines Vorteils im Falle von Angriffen der Nato-Streitkräfte von entscheidender Bedeutung seien.

Im Endeffekt hätten die Flugabwehr des Landes, die Marschflugkörper, die taktischen ballistischen Raketen und die strategischen nuklearen Trägersysteme einen kräftigen Ansporn bekommen und seien heutzutage wahrscheinlich die fortgeschrittensten weltweit, schreibt der Verfasser des Artikels weiter.

Russland habe also ein relativ kostengünstiges Arsenal entwickelt, das die Aufrechterhaltung der Waffenparität ermögliche. Dazu würden die Hyperschall-Raketenkomplexe von Typen „Avangard" und „Kinschal" sowie die Interkontinentalraketen vom Typ „Sarmat", deren Einsatzbereitschaft der russische Präsident Wladimir Putin bei seiner Ansprache an das Parlament am 1. Mai angekündigthabe.

Nun, da die Aufgabe der Modernisierung der Armee im Großen und Ganzen erfüllt sei, seien die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes an der Reihe. Der Verfasser verweist auf Beispiele aus der Geschichte, wo derartige Haushaltsmanöver unternommen worden seien: In der 1950er Jahren habe die Sowjetunion ihre Militärausgaben nach dem Einsatz neuer Interkontinentalraketen deutlich reduziert, nachdem die Kräfte der nuklearen Abschreckung geschaffen worden seien.

Die Vereinigten Staaten seien demselben Weg gefolgt, als sie Atomwaffen unter Präsident Eisenhower nach Südkorea entsandten und ihre militärische Präsenz von 300.000 Soldaten auf der Koreanischen Halbinsel deutlich reduziert hätten. Auch Nordkorea habe auf die Entwicklung eines nuklearen Abschreckungsmittels gesetzt, der eine Reduzierung des Verteidigungshaushalts ermöglicht habe. Daher könne die nordkoreanische Wirtschaft nicht nur die harten westlichen Sanktionen aushalten, sondern auch drei Mal so schnell wachsen wie die russische Wirtschaft.

„Sollte die neue Fokussierung Russlands auf sein Wirtschaftswachstum, die durch die reduzierten Verteidigungsausgaben angekündigt und durch ein modernes und kostengünstigeres Militär erleichtert wird, ebenso erfolgreich sein wie seine früheren militärischen Modernisierungsbemühungen, wird sich das Land als ein weitaus größerer Gegner erweisen als in den letzten 30 Jahren", schreibt der Verfasser des Artikels. Bei einer angestrebten Wachstumsrate von über sieben Prozent werde das Militär langfristig weitaus besser finanziert werden als heute.

„Die Kürzung des Verteidigungshaushalts bedeutet also nicht, dass Russland sich aus der Großmachtkonkurrenz mit dem westlichen Block zurückzieht", resümiert der Verfasser des Artikels. „Vielmehr beginnt es eine erneute Anstrengung zur Rückkehr zu einem echten Großmachtstatus — was ein großes Militär allein kaum zu ermöglichen vermag".

sputniknews


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