Löw feilt Nägel, Neymar zaubert los

  17 Juni 2018    Gelesen: 1218
Löw feilt Nägel, Neymar zaubert los

Es wurde aber auch Zeit: Um 17 Uhr hört Deutschland auf zu diskutieren und spielt endlich mal wieder Fußball. Und noch ein Favorit begeht den WM-Auftakt: Brasilien um Superstar Neymar fordert Schweizer Trikotsünder.

Und, gehören Sie zum Lager der Optimisten oder der Pessimisten? Kauen Sie vor dem WM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft um 17 Uhr in Moskau gegen Mexiko (ZDF/n-tv.de-Liveticker) nervös an den Nägeln, oder greifen Sie wie Joachim Löw 2015 gegen Gibraltar entspannt zur Feile? Gute Argumente finden sich ja sowohl für Nervosität als auch für Selbstbewusstsein, wobei sich Letzteres eher aus der Vergangenheit speist: 7 Spiele, 7 Siege, 27:3 Tore - so lautet die makellose Bilanz der deutschen Nationalmannschaft in den WM-Auftaktspielen seit 1990. Auch gegen Mexiko will Joachim Löw "ein Zeichen setzen", wie er gestern sagte. Ob mit oder ohne Mesut Özil, das hat er nicht klar gesagt, auch wenn diese Frage dem ein oder anderen Fan, nun ja, unter den Nägeln brennen dürfte.

Der Gelsenkirchener hat ja seinen Teil dazu beigetragen, dass die WM-Vorbereitung der "Die Mannschaft"™ wenig erbaulich verlaufen ist: Die Endlos-Kontroverse um seinen Erdogan-Besuch gemeinsam mit Ilkay Gündogan, dazu Lustkiller gegen Österreich und Saudi-Arabien, Mäkeleien über den Hotelbunker in Watutinki - die Störgeräusche rund um die Mission Titelverteidigung lassen sich nur mit einem überzeugenden Auftaktsieg übertönen. Wie das Spiel gegen Mexiko läuft, erläutern die Kollegen vor Ort noch heute Vormittag. Reinlesen! Wir belassen es derweil bei einem Fakt zum Nägelkauen: Drei der letzten vier Weltmeister scheiterten beim nächsten Turnier in der Gruppenphase.

Zeit für ein WM-Päuschen


Es ist Sonntag, der Grill will geputzt, der Getränkevorrat für das Deutschland-Spiel eingekühlt werden, da kommt die 14-Uhr-Partie in Gruppe E (ZDF/n-tv.de-Liveticker) gänzlich ungelegen. Zumal Costa Rica gegen Serbien auf den ersten Blick, bei allem Respekt, weniger Unterhaltung verspricht als der Fernsehgarten, der, und das ist ein Skandal, über den viel zu wenig berichtet wird, der WM-Berichterstattung zum Opfer fällt. Und dafür zahlen wir Gebühren. Jedenfalls: Costa Rica hat es 2014 bis in die Runde der letzten Acht geschafft, in schwer verdaulichen Hitzeschlachten, mit einer Mauertaktik, die Otto Rehhagel sicher ein lobendes Goethe-Zitat entlockt hat - so in etwa: Da steh' ich nun, ich starker Tor / Wart, schon im Viertelfinale.

Damals wie heute ist Torwart Keylor Navas der beste Mann der Mittelamerikaner. Im Test gegen Belgien musste der Keeper in Diensten von Champions-League-Sieger Real Madrid viermal hinter sich greifen, überhaupt hat Costa Rica ein akutes Formproblem: Sechs der letzten acht Spiele gingen verloren. Serbien tankte zwar mit einem 5:1 über Bolivien Selbstvertrauen, traut sich aber nicht, zur Attacke zu blasen: "Wichtig ist, dass wir nicht verlieren", meinte Torwart Vladimir Stojkovic. "Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren." Klingt verdächtig nach 90 Minuten Abtasten.

Was verursacht WM-Herzrasen?

Noch ist es nur eine gut begründete Hoffnung, aber es sieht so aus, als könnten die Brasilianer in Russland endlich wieder das "jogo bonito" aufführen, jenes mythische schöne Spiel also, in das sich schon Generationen von Fußball-Fans verliebt haben. Es hat gelitten in den letzten Jahren, besonders unter Carlos Dunga, den sie den "Deutschen" nannten, der den taumelnden Brasilien einen rigiden Kurs verordnete wie die Troika den Griechen. Beliebt war er nie, ganz Brasilien atmete auf, als 2016 Tite übernahm - und das Team über Sicherheit zur Freiheit führte. Die Statik stellt Reals kolossaler Sechser Casemiro bereit, für die Geniestreiche sorgt die brillante Offensive sorgen, allen voran natürlich 222-Millionen-Mann Neymar. So erdrückend der Rummel um den Weltstar, so schwer erträglich sein Gehabe neben (und, wenn er berührt wird, leider auch auf) dem Platz - der Anpfiff gegen die Schweiz um 20 Uhr in Rostow (ZDF/n-tv.de-Liveticker) verheißt Großes.

Ras, dwa, tri - die Zahl des Tages: 25


Die Mexikaner sind ja sowas wie die Schul-Mobber der Weltmeisterschaften - nur in der Gruppe stark. Sechsmal hintereinander flogen sie im Achtelfinale raus, eine unheimliche Serie, die sich zur nationalen Obsession entwickelt hat. Die Mexikaner fordern "el quinto partido", das fünfte Spiel, das Viertelfinale also. Dafür müssten sie unbedingt die Ausweitung eines Rekords verhindern: Bislang haben sie nämlich schon 25 WM-Spiel verloren - so viele wie noch kein anderes Nationalteam.

Angeberwissen für's Public Viewing

Wie heißt der gefährlichste Mann der Weltmeisterschaft? Der Spieler, vor dem alle Teams zittern? Cristiano Ronaldo? Vielleicht, schließlich hat er im 45. Versuch endlich mal einen direkten Freistoß bei einem großen Turnier verwandelt. Lionel Messi? Nun ja, nach der Vorstellung gegen Island eher nicht, hu!? Zumindest auf dem Papier lautet die Antwort ganz klar: Thomas Müller. Kein anderer Spieler in Russland hat mehr WM-Tore erzielt, zehn sind es bislang, und auch in der Assist-Wertung führt der Münchner: Seine sechs Vorlagen sind die meisten aller aktiven Spieler.

Der Spruch zum Spieltag


"Ihre Montur sieht aus, wie wenn eine außer Rand und Band geratene künstliche Intelligenz eine topografische Karte des Urkontinents Pangäa auf ein beim Waschen geschrumpftes rotes Bettlaken gebrannt hätte. Zum Trost: Man wird es nur drei Spiele lang ertragen müssen. "

Quelle : n-tv.de


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