Deutsche Unternehmen sind weiterhin das bevorzugte Ziel chinesischer Investoren in Europa. Für Übernahmen und Beteiligungen in Europa gaben chinesische Firmen in diesem Jahr laut einer Studie der Unternehmensberatung EY bereits 15 Milliarden Dollar aus, davon 10 Milliarden in Deutschland.
In Deutschland belegten chinesische Investoren Platz vier hinter Anlegern aus den USA, Großbritannien und der Schweiz. Am größten sei ihr Interesse an Industriefirmen, verstärkt kauften sie gegenwärtig aber auch Rohstoff- und Konsumgüterunternehmen.
Spannungen mit den USA könnten nun wieder "zu einer größeren Bereitschaft in Europa führen, chinesische Investoren ins Boot zu holen", sagte EY-China-Expertin Yi Sun. Auf politischer Ebene wird derweil über eine größere Zusammenarbeit in Handelsfragen diskutiert: Beim EU-China-Gipfel treffen EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker den chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang.
Größte chinesische Einkäufe in Europa - Der bisher europaweit mit Abstand größte Deal in diesem Jahr war der Einstieg des Autobauers Geely bei Daimler , gefolgt von der Übernahme des französischen Computerspielproduzenten Ubisoft durch den Internetriesen Tencent und der noch laufenden Übernahme des bayerischen Autozulieferers Grammer durch Ningbo Jifeng.
Die Zahl der Übernahmen und das Investitionsvolumen in Europa seien jetzt zwar niedriger gewesen als in den Vorjahren. Aber "wenn in Europa ein attraktives Unternehmen als Übernahmeziel gilt, ist eigentlich immer auch ein chinesisches Unternehmen unter den Interessenten", sagte Yi Sun.
Sorge vor Ausverkauf von Fachwissen - Vor allem bei High-Tech-Unternehmen und Energieversorgern gebe es in Europa aber deutlich mehr "politische Bedenken und die Sorge vor einem Ausverkauf von Know-how", sagte Yi Sun. Zugleich seien die Verkäufer vorsichtiger geworden - sie forderten heute oft schon bei der Vertragsunterzeichnung hohe Garantien von den chinesischen Käufern.
Bankbürgschaften für chinesische Investoren seien inzwischen schwieriger zu bekommen. Und manchmal müssten Investoren aus der Volksrepublik auch Zugeständnisse in Bezug auf Arbeitsplätze und Unternehmenssitz machen.
Große Transaktionen gescheitert - Einige große Transaktionen scheiterten oder seien noch in der Schwebe. So wies der portugiesische Energieversorger EDP ein chinesisches Übernahmeangebot ab, in Deutschland kam der Einstieg des chinesischen Staatskonzerns State Grid beim Netzbetreiber 50 Hertz nicht zustande.
Chinesische Investitionen hätten einige Firmen aber auch vor dem Aus bewahrt, so Yi Sun. "Zahlreiche Transaktionen betrafen auch in diesem Jahr wieder insolvente Unternehmen."
spiegel
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