Diese Wahlen unterscheiden sich im Prinzip nicht von den früheren. Doch es war schon merkwürdig, dass während dieser Kampagne bislang nur theoretisch über die berüchtigte „russische Einmischung“ gesprochen wurde – die Russen sollen daran gehindert werden, die Kampagne zu beeinflussen. Auch eine republikanische Delegation aus dem Kongress, die vor kurzem in Russland zu Besuch war, pöbelte los.
Doch jetzt ist alles wieder in Ordnung – eine „russische Spur“ wurde auch in dieser Wahlkampagne entdeckt, weshalb es wohl nicht langweilig sein wird. „Wir haben den ersten dokumentierten Fall eines russischen Hacker-Angriffs auf die Wahlen 2018“, titelte die US-Webseite „Vox“. In diesen Worten ist Erleichterung zu spüren.
Was ist der „erste dokumentierte Fall“? Es stellte sich heraus, dass talentierte „russische Hacker“ bei dem Versuch erwischt wurden, die Wahlergebnisse im Bundesstaat Missouri zu beeinflussen, wo ein harter Kampf um den Platz im US-Senat entbrannt ist. Der Demokratin Claire McCaskill, die den Bundesstaat seit 2007 im Senat vertritt, wird vom jungen Staatsanwalt Josh Hawley herausgefordert, der von Präsident Donald Trump unterstützt wird. Laut Umfrageergebnissen ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu erkennen. Je näher die Wahlen rücken, desto erbitterter wird der Wettstreit der Kandidaten, desto mehr fließen Wahlspenden in die „Kriegskassen“ der Republikanischen und Demokratischen Partei.
Auf dem Höhepunkt dieses Wahlkampfes entdecken nun die allgegenwärtigen US-Journalisten der Webseite „The Daily Beast“ ernsthafte „Beweise“ für die russische Einmischung. Es stellte sich heraus, dass „russische Hacker“ bereits zu Beginn der Kampagne (also 2017) versuchten, die Computer von Senatorin McCaskill zu hacken. Die Webseite berichtet nicht nur über die Hacker, sondern auch über den angeblich dahinter stehenden russischen Auslandsgeheimdienst GRU.
Die Autoren der sensationellen Untersuchung geben zu, dass sie keine Ahnung davon haben, ob der Hacker-Versuch erfolgreich war und was das Ziel der Hacker war. Allerdings erklären sie selbstbewusst, dass McCaskill „in den vergangenen Jahren harte Kritik gegen Russland übte“. Wussten sie das nicht? Der Kreml soll ihre Kritik aufmerksam verfolgt haben. Deswegen soll er versucht haben, die Webseite der demokratischen Politikerin zu hacken.
Auf die Sensationsmeldung von „The Daily Beast“ folgte eine Reaktion. McCaskill selbst reagierte mit einer wütenden Erklärung gegenüber Russland und Putin. „Ich kann nicht eingeschüchtert werden“, sagte sie. „Ich sagte das früher und werde das erneut sagen – Putin ist ein Verbrecher und Streithammel.“ Daraus soll geschlussfolgert werden, dass russische Hacker, die GRU und Putin persönlich versucht haben, dieser heroischen Senatorin den Mund zu stopfen.
Fast alle amerikanische und europäische Medien verbreiten nun die Geschichte, dass „russische Hacker“ versucht haben, die Webseite der Senatorin des Bundesstaates Missouri zu hacken, indem die Schlussfolgerungen von „The Daily Beast“ wiederholt werden. Doch werden dabei ungern Details genannt, wie es zu diesen Schlussfolgerungen gekommen ist. So sollen die Sensationsreporter in Erfahrung gebracht haben, dass einige Böswillige versucht haben, McCaskill mit Phishing-Mails zu ködern – eine banale Scam-Technologie.
Jeder aktive Internet-Nutzer kennt wohl E-Mails von Google, von einer eigenen E-Mailadresse bzw. von unbekannten Webseiten mit Aufrufen, das Passwort zu ändern oder einem Link zu folgen. Solch eine E-Mail hat McCaskill 2017 erhalten, die im Namen von Microsoft Exchange aufforderte, das Passwort zu ändern.
Das war’s. - Das sind alle „Beweise“ der Schuld der „russischen Hacker“ und der GRU, über die die Autoren dieser Sensation verfügen. Sie erinnerten daran, dass Phishing von Hackern der Gruppe Fancy Bear genutzt wurde, die angeblich mit Russland in Verbindung steht.
Das reichte wohl für einen Skandal aus. Wir werden sehen, ob die Kongressmitglieder in der nächsten Zeit diese Geschichte als bewiesene Schuld Russlands präsentieren und neue Sanktionen gegen Russland fordern werden – diesmal für die Einmischung in die Wahlen 2018. Denn das wurde bereits „dokumentiert“.
Im vergangenen Jahr wurde eine solche Taktik bereits bei der Senatorenwahl im Bundesstaat Alabama von Demokraten genutzt, die dem republikanischen Kandidaten den Einsatz „russischer Trolleys“ vorwarfen. Doch damals wurden für den Skandal Accounts mit sinnfreien Bezeichnungen mit kyrillischen Buchstaben genutzt. Diesmal bemühte man sich nicht einmal darum.
Im Ergebnis schreibt die Zeitung „St. Louis Post-Dispatch“ aus Missouri, dass „Trumps Mann“ Josh Hawley gleichzeitig auch „Lieblingskandidat von Wladimir Putin“ ist.
In diesem Artikel ist auch eine Art Kapitulation zu hören. Denn die Zeitung behauptet: „In Amerika verstärkt sich zunehmend der Eindruck – was Putin will, das bekommt er auch“.
sputniknews
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