Umgerechnet 74 Milliarden Dollar hat die chinesische Zentralbank in der vergangenen Woche in das heimische Finanzsystem gepumpt. Chinas Banken sollen das Geld vor allem in Infrastrukturprojekte fließen lassen, die heimische Konjunktur ankurbeln - und so die Wirtschaft wappnen für den Handelskonflikt mit den USA.
Denn die Zeichen mehren sich, dass der nicht spurlos an Chinas Wirtschaft vorbeiziehen wird: Der Leitindex in Shanghai ist um fast 20 Prozent gesunken, seit die USA und China einander immer neue Strafzölle androhen. Und um das nationale Wachstumsziel von derzeit 6,5 Prozent zu erreichen, muss China anscheinend deutlich mehr Aufwand betreiben als in vorherigen Jahren.
Die Frage ist, wie viel Stabilität sie dafür aufzugeben bereit ist.
China scheint seinen Kurs neu zu justieren. In den vergangenen Jahren hatte der Abbau von Staats- und Unternehmensschulden Priorität. Die Zentralbank verschärfte die Regeln zur Kreditvergabe, Banken mussten ihre Mindestreserven erhöhen. Stabilität hatte Vorrang vor Wachstum um jeden Preis. Nun könnte das Land diese Erfolge durch kurzfristige Kredithilfen schnell wieder verspielen.
Dabei scheint der Plan, mit Krediten Kapital und Zuversicht in die heimische Wirtschaft zu pumpen, aufzugehen - zumindest kurzfristig. Die 74-Milliarden-Finanzspritze, die die People's Bank of China nun freigab, erfolgte nach Trumps Drohung mit Strafzöllen auf chinesische Importe im Wert von 500 Milliarden Dollar. Statt infolge des Szenarios abzurutschen, honorierte der Leitindex in Shanghai das Kreditprogramm mit Kursgewinnen.
spiegel
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