Ölschwemme trifft auf Geldflut

  28 Dezember 2015    Gelesen: 702
Ölschwemme trifft auf Geldflut
Die Europäische Zentralbank hat die Geldpolitik im Dezember weiter gelockert, um die Inflation zu befeuern. Doch der anhaltend niedrige Ölpreis untergräbt die Bemühungen – und EZB-Präsident Mario Draghi hat ein Problem.
FrankfurtDem Ölmarkt scheint das Inflationsziel von Mario Draghi egal zu sein. Anfang Dezember hatte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) die Geldpolitik weiter gelockert, um die Inflation wieder dem Zielwert von zwei Prozent anzunähern. Doch der anhaltende Verfall des Ölpreises untergräbt bereits wieder die Anstrengungen.

Analysten von Nomura und JP Morgan schätzen, dass Draghis im Dezember abgegebene Prognose einer durchschnittlichen Jahresteuerung von einem Prozent in der Euro-Zone für 2016 zu hoch gesteckt sein dürfte.

Nach Einschätzung der Nomura-Analysten Charles St-Arnaud und Sam Bonney wirft der Einbruch der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) um mehr als 25 Prozent seit Ende Oktober bereits seinen Schatten auf die Inflation im kommenden Jahr voraus. Ihren Berechnungen zufolge werden sich sogenannte Basiseffekte – die Auswirkung besonders starker Preisschwankungen in einem Jahr auf die Jahresteuerung im Folgejahr – wahrscheinlich in der Inflationsrate 2016 niederschlagen.

Der jüngst verzeichnete Ölpreisrückgang dürfte den Basiseffekt in einigen Monaten des kommenden Jahres halbieren, schrieben sie Mitte Dezember. Das könnte Zuwächse bei der Gesamtrate der Inflation – die derzeit bei lediglich 0,1 Prozent liegt – deutlich bremsen.

Die EZB hat zum Ziel, in der Euro-Zone eine Inflation von knapp unter zwei Prozent zu erreichen. Eine anhaltend niedrigere Preissteigerung ist für Verbraucher zwar vorteilhaft, gilt aber dennoch als unerwünscht. Denn bei Werten um null Prozent kann ein Abrutschen in eine Abwärtsspirale sinkender Preise drohen.

Draghi hatte angekündigt, Banken mit einer noch lockereren Geldpolitik zu einer höheren Kreditvergabe anzutreiben. Das soll die Preise in der Euro-Zone wieder deutlicher anziehen lassen. Unter anderem wird das Anleihekaufprogramm um sechs Monate verlängert.


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