Die US-Ministerin für Innere Sicherheit, Kirstjen Nielsen, sagte auf einer Konferenz über Cybersicherheit in New York, dass die Behörden mit ihren Vorwürfen richtig liegen – Russland habe sich in die US-Präsidentschaftswahlen 2016 eingemischt. „Das waren die Russen, und jeder Versuch der Einmischung in unsere Wahlen ist ein direkter Angriff auf unsere Demokratie. Die Amerikaner werden diese Einmischung nicht dulden.“
Der Direktor der nationalen Nachrichtendienste, Dan Coats, sagte, dass Russland seit Jahrzehnten mit Propaganda und anderen Methoden Zwietracht in den USA säe und besonders bei den Präsidentschaftswahlen 2016 aktiv gewesen sei. Dabei „bevorzugen die Russen keine Partei, sondern sind an der Untergrabung der grundlegenden Werte der USA“ interessiert. Was die bevorstehenden Kongresswahlen anginge, betreibe Moskau eine Propagandakampagne zur Schwächung und Spaltung Amerikas, so Coats. „Ich werde alle möglichen Schritte unterstützen, die darauf abzielen, gemeinsam ein Signal an die Russen zu senden – für das, was sie tun, werden sie einen hohen Preis zahlen. Russland muss damit aufhören“, sagte Coats. Dabei hat er wohl keine Zweifel daran, dass Russland das macht – hinter jedem Busch sitzen russische Propagandisten.
Der Kongress will derweil ein Gesetz zur Bekämpfung der russischen Desinformation verabschieden, wozu die Einrichtung eines speziellen Zentrums und die Einführung von sektoralen Sanktionen gegen Personen, die böswillige Cyberaktivitäten unterstützen, vorgesehen seien. Die Sanktionen können demnach jeden treffen, der auf Twitter beispielsweise schreiben würde „NN (ein US-Politiker) ist ein Dummkopf“. In Russland könnten sich 30 bzw. 50 Millionen Menschen finden lassen, die so etwas hinausposaunen.
Natürlich gilt hier die Regel, dass eine fragwürdige These, die beharrlich aufgedrängt wird, bald als Axiom erscheint, das keine Beweise erfordert. Zumindest für einen Teil des Publikums. Doch hier gilt die Anmerkung von Karl Marx bezüglich eines Etiketts, das nicht nur den Käufer, sondern vor allem den Verkäufer täuscht. Wer hat überhaupt gesagt, dass die US-Politiker Übermenschen sind, die im Unterschied zum Otto-Normalbürger nicht manipuliert werden können?
Man könnte wohl wieder fragen, wo all die böswilligen russischen Trolls sind. Wie kam es dazu, dass das ganze 350 Millionen Menschen zählende Volk, das im freiesten und prosperierendsten Land der Welt lebt, gegenüber der heimtückischen Einmischung eines Dutzends russischer Trolls machtlos ist.
Man könnte wieder fragen, ob die These von der böswilligen Einmischung Russlands bei der Erklärung der Wahlergebnisse so notwendig ist. Denn früher kam man auch ohne sie aus (dass es diese Einmischung bereits seit vielen Jahrzehnten gab, haben wir erst im vergangenen Jahr erfahren, während die US-Rechtsschutzorgane zuvor wohl taub und blind waren). Warum funktioniert „Ockhams Rasiermesser“ mit seinem Motto „Wesenheiten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden“ auf einmal nicht mehr? Es hätte wohl ausreichend Gründe für die Niederlage der Demokraten 2016 auch in dem Fall gegeben, wäre an der Stelle Russlands endloser Ozean gewesen.
Es wäre wohl ungefähr dasselbe, denn selbst die Amerikaner hatten die politische Korrektheit, die sich die Demokraten auf ihre Fahnen geschrieben haben, satt. Man hätte kaum einen schlechteren Kandidaten als Hillary Clinton finden können – mit ihrem langen Rattenschwanz an Negativschlagzeilen.
Mit Vernunft und Argumenten ist dieser Elite in Washington auch nicht beizukommen, weil sie sich nicht der Peinlichkeit preisgeben will.
Offenbar handelt es sich um pathologische Fälle, die Paranoia-Erscheinungen können nicht mehr übersehen werden. Verfolgungswahn (auch Persekutionsdelirium) ist eine psychische Erkrankung, bei der der Kranke davon überzeugt ist, verfolgt zu werden. Er fühlt sich ständig ausspioniert, bösartigen Strahlen ausgesetzt, bestohlen oder von Mördern verfolgt – oder eben auch Angriffen auf die Demokratie ausgeliefert. Als „Persekutoren“ (Verfolger) können Verwandte, Nachbarn, Kollegen, eine geheime Organisation, die russische Regierung, russische Hacker u.a. auftreten.
Das Traurige daran ist, dass Paranoia nicht behandelt, sondern nur kupiert werden kann. Die Krankheit wird mit Medikamenten behandelt. Der Patient neigt zu Rückfällen. Wer ihn von seiner eigenen Meinung mit rationellen Argumenten abbringen will, wird scheitern, denn der Kranke kann diese Person als Agent seiner Feinde sehen. In besonders schweren Fällen kann der Kranke eine Gefahr für sich selbst und die Umgebung darstellen. In diesen Fällen ist die Einweisung ins Krankenhaus erforderlich.
Doch man kann nicht den gesamten Kongress und die Administration der USA hospitalisieren. Es bleibt das einzige Mittel – sich einer Administration mit einer solchen Krankheit möglichst fernzuhalten. Denn selbst die größten Anstrengungen, den Patienten vom Gegenteil zu überzeugen, werden im Nichts enden.
Quelle : sputnik.de
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