USA verhängen neue Sanktionen gegen Russland – wie viel ist genug?

  22 Auqust 2018    Gelesen: 607
USA verhängen neue Sanktionen gegen Russland – wie viel ist genug?

Die Sanktionen sollen bis zu den US-Kongresswahlen aufrecht bleiben und der russischen Wirtschaft nicht viel schaden. In einem Interview mit Sputnik teilten Experten ihre Ansichten.

Die am 22. August eingeführten US-Sanktionen beinhalten Beschränkungen für Exporte nach Russland und Finanztransaktionen. Sie bedeuten ein Verbot der Lieferung von unter anderem Elektronik, Materialien, Öl- und Gasausrüstung an russische Staatsunternehmen in der ersten Phase sowie eine fast vollständige Handelssperre und ein Verbot von Flügen der Gesellschaft „Aeroflot“ in die USA in der zweiten.

Der Wirtschaftswissenschaftler Wladislaw Ginko führt die Erweiterung der Sanktionen auf die innenpolitische Lage in den USA zurück. Die Spannungen in den Beziehungen zu Russland würden bis zu den US-Kongresswahlen im November weiter zunehmen.

„Die in der Zwischenzeit verabschiedeten Gesetze werden auf dem Papier bleiben und nicht umgesetzt. Dann kommt es zu einer Erwärmung in den Beziehungen zwischen Russland und den USA. Sie haben einen solchen Tiefpunkt erreicht, dass es gefährlich ist, noch tiefer zu gehen. Dabei werden die Sanktionen das russische Bankensystem nicht beeinträchtigen – es wird wie gewohnt funktionieren, weil das Stressszenario bereits vorüber ist. Russland ist ein verantwortungsvoller Teilnehmer des internationalen Finanzsystems, in dem die Rolle der USA nicht die einzige ist.“

Gleichzeitig sei es eine große Herausforderung für jedes Unternehmen, das unter US-Sanktionen steht, sagt Pawel Sacharow vom Institut für strategische Studien.

„Wenn Sanktionen hart und jegliche Transaktionen verboten sind, werden gegen Unternehmen,  die damit zu tun haben, sekundäre Sanktionen  verhängt. Und es besteht die Gefahr, dass die externen Vertragspartner die Zusammenarbeit mit dem unter Sanktionen stehenden Unternehmen beenden, weil das für ihr eigenes Geschäft riskant ist.“

Der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Igor Kowaljow ist ebenfalls der Meinung, dass sich die antirussische Hysterie vor dem Hintergrund der US-Kongresswahlkampagne abspielt. Die alten politischen Eliten treten gegen die neue politische Elite, die Donald Trump repräsentiert, auf.

„Die Gegner des US-Präsidenten versuchen, den Einzug seiner Anhänger in den Kongress zu verhindern und an der Macht zu bleiben, indem sie den äußeren Feind Russland erfinden: „Amerika ist in Gefahr!“ In den 1950er Jahren trat in den USA die berühmte McCarthy-Ära ein, die durch politische Repressalien gegen angeblich anti-amerikanisch gesinnte Bürger gekennzeichnet war. Und jetzt sehen wir eine Art Ebenbild dieser Zeit.“

In den USA selbst werden die Sanktionen inzwischen als unwirksames Instrument bezeichnet. Dies ergibt sich aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup. Die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) ist für eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland, das einen hohen Grad an Widerstand gegen Sanktionen aufweise. Politikwissenschaftler und Professor an der Lomonossow-Universität Andrej Manojlo äußerte sich diesbezüglich wie folgt:

„Viele US-Bürger halten Sanktionen für ein ineffektives Instrument der Einflussnahme auf andere Länder. Sie sehen, dass es keine qualitativen Veränderungen gibt. Denn Sanktionen schwächen das politische System nicht und führen nicht zu Protesten. Ein bedeutender Teil der amerikanischen Gesellschaft ist müde von seinen Politikern. Die Leute glauben, dass dieses unwirksame Instrument durch ein feineres ersetzt werden muss. Das ist Diplomatie.“

sputniknews


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