Der Tod von Ishaq Khalil Hassan - einem jungen Palästinenser, der vergangene Woche von ägyptischen Grenzsoldaten erschossen wurde - sorgt derzeit für heftige Proteste im Netz. Ein Amateurvideo zeigt den angeblich geistig verwirrten 28-Jährigen, wie er wenige Meter von der ägyptischen Küste entfernt durchs Wasser watet. Plötzlich wird er von einer Kugel getroffen.
Ein Mann, möglicherweise ein Mitglied der Küstenwache im Gazastreifen, macht den Grenzern noch Zeichen und versucht ihnen auf diese Weise zu erklären, dass der Nackte keine Gefahr darstellt. Doch von ägyptischer Seite werden weitere Schüsse abgegeben. Wenig später ist die Leiche des Mannes am Strand zu sehen.
Unter dem Hashtag "Warum haben sie ihn getötet?" verurteilten palästinensische Twitter- und Facebook-User die Erschießung des jungen Mannes als "Hinrichtung". Am Sonntag gingen im Gazastreifen dutzende Menschen aus Protest auf die Straße. Sie forderten die ägyptischen Behörden auf, Hassans Leiche seinen Angehörigen zu übergeben. Von ägyptischer Seite gab es bis Montagabend keine Reaktion.
Ibrahim Hassan: "Er war verzweifelt"
Nach Angaben seiner Familie hatte Hassan bereits mehrmals im vergangenen Jahr versucht, nach Ägypten zu fliehen. "Er war nicht krank, aber verzweifelt", sagte sein Bruder, Ibrahim Hassan, der "New York Times". "Ishaq dachte, dass die Ägypter wie die Europäer seien, die ja auch die Syrer willkommen heißen." Nach offiziellen Angaben warten derzeit etwa 25.000 Palästinenser darauf, die Grenze nach Ägypten zu passieren, um sich im Nachbarland medizinisch behandeln zu lassen oder ein Studium zu beginnen.
Der Gazastreifen wird von der islamistischen Hamas kontrolliert, die mit dem Sturz der Regierung der Muslimbrüder im Juli 2013 einen wichtigen Verbündeten verlor. Die neue Staatsführung unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi geht mit aller Härte gegen die Muslimbrüder vor. Ägypten beschuldigt die Hamas, auf der an den Gazastreifen grenzenden Sinai-Halbinsel bewaffnete Islamisten zu unterstützen, die Anschläge auf Soldaten und Polizisten verüben.
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