Nun muss man sagen: Alle haben die Rechnung ohne Paderborn gemacht. Jenes Erzbistum mit knapp 1,6 Millionen Katholiken, das seinen Sitz in der westfälischen Stadt hat, dessen Gebiet aber weit darüber hinaus bis nach Hessen und Niedersachsen reicht.
Auch das Erzbistum Paderborn legt an diesem Dienstag erstmals eine Bilanz vor - und lässt die Fachwelt staunen: Auf gut vier Milliarden Euro belief sich das Vermögen am Stichtag 31. Dezember 2014. Das sind rund 660 Millionen Euro mehr als die Summe, die das Erzbistum Köln aufruft. Und anders als beim rheinischen Nachbarn ist das Vermögen des sogenannten Bischöflichen Stuhls in Paderborn noch gar nicht mitgerechnet.
Größter Brocken in der Paderborner Bilanz sind die Finanzanlagen, sie machen allein 3,6 Milliarden Euro aus. Dazu gehören ein 570 Millionen Euro schweres Aktiendepot sowie festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen) im Volumen von knapp 2,7 Milliarden Euro. 3,1 Prozent Rendite erzielte das Bistum damit zuletzt pro Jahr.
Der Anteil der Immobilien ist mit rund 267 Millionen Euro dagegen vergleichsweise gering. Ein guter Teil davon sind Schulen, Jugendhäuser, Studentenwohnheime und Verwaltungsgebäude. Wirkliche Kapitalerträge erwirtschaftet das Bistum nur aus den 29 vermieteten Gebäuden. Die Kirchen und Pfarrhäuser wiederum, die den Großteil der Kirchengebäude ausmachen, gehören formell nicht dem Erzbistum, sondern den Kirchengemeinden. Sie werden deshalb nicht mitbilanziert.
Beim Bistum weiß man, welche Bürde die großen Zahlen bedeuten. "Diese Mittel machen die tägliche Arbeit in Seelsorge und Caritas für die 1,6 Millionen Katholikinnen und Katholiken möglich und kommen auch den Menschen außerhalb der Kirche zugute", ließ Generalvikar Alfons Hardt mitteilen. Jeden Tag gebe das Bistum mehr als eine Million Euro für die Arbeit in den Kirchengemeinden sowie für die Caritas, Schulen und Kindertagesstätten aus.
Hohe Rücklagen für schlechtere Zeiten
Tatsächlich wird der Großteil der rund 458 Millionen Euro, die das Bistum im vergangenen Jahr einnahm, für Personalkosten in den Kirchengemeinden, bei der Caritas und direkt im Bistum verwendet. Nur 41,5 Millionen Euro blieben als Gewinn übrig - und selbst davon gingen fast 35 Millionen Euro in die Kirchengemeinden und einen Kita-Sonderfonds.
Solche Großzügigkeit kann sich das Bistum leisten, die Finanzpolster sind üppig. Insgesamt 3,4 Milliarden Euro Eigenkapital hat die Diözese angehäuft, rund 2,6 Milliarden davon sind Rücklagen. Sie sind für langfristige Verpflichtungen wie die Pensionszahlungen von Priestern, aber auch die Renovierung von Gebäuden vorgesehen.
Da man beim Bistum offenbar mit rückläufigen Einnahmen aus der Kirchensteuer rechnet, hat man dafür ebenfalls ein paar hundert Millionen Euro zur Seite gepackt. Auch hier haben die Paderborner etwas großzügiger gerechnet als ihre Glaubensbrüder in Köln.
Ist Paderborn also nun das reichste Bistum Deutschlands? Das ist wahrscheinlich, aber sicher ist es nicht. Denn längst nicht alle Diözesen haben ihre Finanzen so offengelegt wie Köln oder Paderborn, erst nach und nach kommt die katholische Kirche aus dem finanziellen Dunkel ins Licht. Einige weitere Bistümer haben zumindest eigene Bilanzen angekündigt - und vielleicht ist auch unter ihnen noch eine Überraschung.
Tags: