In den USA sorgt die bevorstehende Veröffentlichung eines weiteren Enthüllungsbuches über die Administration von US-Präsident Donald Trump für Wirbel. Am 11. September soll "Fear" in den Handel kommen - ein Buch, das ein verheerendes Bild der Zustände im Weißen Haus zeichnet. Geschrieben hat es US-Reporterlegende Bob Woodward. Und das macht die ganze Sache umso unangenehmer für Trump. Denn Woodward genießt einen guten Ruf. Trotzdem versucht Trump, dem Journalisten unlautere Methoden zu unterstellen. Die Zitate für sein Buch seien "erfunden", hieß es. Woodward sei Demokrat, es sei kein Zufall, dass "Fear" kurz vor den Kongresswahlen im November erscheine.
Die "Washington Post" reagierte auf die Vorwürfe umgehend - und veröffentlichte den kompletten Mitschnitt eines Telefonats, das Woodward vorab mit dem Präsidenten geführt haben soll. Darin geht es in erster Linie um besagtes Enthüllungsbuch. Und Trump will offenbar gut Wetter machen. "Sie wissen, dass ich Ihnen gegenüber sehr offen eingestellt bin", sagt Trump demnach im Gespräch mit Woodward. "Ich hielt Sie immer für fair." Dass mehrfache Interview-Anfragen des Journalisten unbeantwortet blieben, bedauert der Präsident wortreich - und schiebt die Verantwortung dafür seinem Pressestab zu. "Wirklich schade, dass mir niemand davon erzählt hat. Ich hätte liebend gern mit Ihnen gesprochen."
Im Laufe des Gesprächs offenbart Trump dann doch, dass er von einer Interviewanfrage wusste. Woodward hatte den republikanischen Senator Lindsey Graham darauf angesprochen - und der gab es wiederum an Trump persönlich weiter. "Da, sehen Sie? Und passiert ist nichts", sagt Woodward laut Protokoll am Telefon. "Nun, das - nein, das ist richtig", erwidert der Präsident. Dann geht Trump - wie es seine Art ist - in die Offensive und fragt nach den Namen von Woodwards Quellen. "Sie können davon ausgehen, dass ich sehr vorsichtig war", sagt der Autor. "In diesem Buch steht nichts, was nicht aus erster Hand stammt." Alle Gespräche seien zudem aufgezeichnet worden. Namen will er nicht nennen.
Trump: "Habe großartige Arbeit geleistet"
Donald Trump ist bekannt dafür, Journalisten dafür anzugreifen, dass sie ihre Quellen nicht offenlegen. Für eine freie Presse ist der Quellenschutz dagegen ein hohes Gut. In einem Tweet legt der Präsident später dennoch nahe, dass es sich bei Woodwards Informanten um Lügner handelt. "Ist es nicht eine Schande, dass jemand einen Artikel oder Buch schreiben kann, in dem ein Bild von einer Person gezeichnet wird, welches das exakte Gegenteil ist von der Wahrheit?", schreibt Trump. "Weiß nicht, warum Washingtoner Politiker nicht die Gesetze gegen Verleumdung ändern."
Als im Laufe des Telefonats mit Woodward schließlich immer klarer wird, dass "Fear" kein besonders positives Bild von Trumps Präsidentschaft zeichnet, verweist der 72-Jährige auf seine Erfolge. So habe er die Nato dazu gebracht, "viele Milliarden Dollar mehr zu zahlen", sagt er. Das habe vor ihm kein anderer Präsident geschafft. Außerdem kämen immer mehr Unternehmen in die Vereinigten Staaten zurück und er sei zudem dabei, "einige der großartigsten Handelsabkommen aller Zeiten abzuschließen". "Ich meine, Sie wissen, dass ich großartige Arbeit für das Land leiste." Woodward daraufhin: "Alles wird sachlich sein."
Mit seinen Enthüllungen zur Watergate-Affäre hat Woodward in den 1970er Jahren zum Rücktritt des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon beigetragen. Für sein Buch über Trump versuchte Woodward laut "Washington Post", sich ein umfassendes Bild über die Arbeit im Weißen Haus zu machen. Er habe Hunderte Stunden Interviews mit Beratern, direkten Teilnehmern von Vorfällen und anderen Insidern geführt und sich zudem auf Sitzungsprotokolle, Aufzeichnungen und Regierungsdokumente gestützt.
n-tv.de
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