RWE rechnet mit Stellenabbau wegen Rodungsstopp

  13 Oktober 2018    Gelesen: 1039
RWE rechnet mit Stellenabbau wegen Rodungsstopp

RWE will wegen des Rodungsstopps im Hambacher Forst weniger Kohle fördern. Und das wird Arbeitsplätze kosten, kündigt Konzern-Chef Schmitz nun an.

Der Energiekonzern RWE rechnet wegen des Rückgangs der Braunkohleproduktion mit einem Stellenabbau. "Wie viele Arbeitsplätze wir am Ende tatsächlich streichen müssen, ist noch offen. Sobald wir einen Überblick haben, werden wir mit Gewerkschaften und unseren Betriebsräten sprechen", sagte Konzernchef Rolf Martin Schmitz in einem am vorab veröffentlichten Interview der "Rheinischen Post".

Betriebsbedingte Kündigungen könne er nicht ausschließen. "Doch bislang ist es RWE noch immer gelungen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und sozialverträgliche Lösungen zu finden. Das ist gute Tradition bei RWE." Am Tagebau Hambach hingen 4600 Arbeitsplätze, davon 1300 in der Förderung und 1500 in der Veredlung der Braunkohle.

Nach dem gerichtlich verfügten Rodungsstopp im Hambacher Forst wird der Konzern im angrenzenden Tagebau nach eigenen Angaben ab dem kommenden Jahr jährlich zehn bis 15 Millionen Tonnen weniger fördern, um die Ressourcen länger bewirtschaften zu können. Zurzeit fördert der Konzern in Hambach noch 40 Millionen Tonnen Braunkohle.

Durch den Streckbetrieb erwartet RWE offenbar, in Hambach noch rund ein Jahr weiter Braunkohle abbauen zu können. Die Abbruchkante des Tagebaus liegt derzeit noch einige Hundert Meter vom Waldrand entfernt. Der Gerichtsbeschluss verbietet es dem Konzern nicht ausdrücklich, bis kurz vor den Wald zu baggern.

RWE geht davon aus, dass die Maschinen Ende 2019 auf der obersten Sohle des Hambacher Tagebaus zum Stillstand kommen. "In der Folge werden die Bagger dann wie bei einem Dominoeffekt auf den tieferen Sohlen auflaufen und schließlich keine Kohle mehr fördern können", sagte ein RWE-Sprecher.

Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe

Der Energiekonzern befürchtet, dass eine bestandsfeste Gerichtsentscheidung, ob und wie weiter Kohle gefördert werden kann, bis Ende 2020 dauern könne. Der Versorger hatte erklärt, dass dadurch ab 2019 jährliche Belastungen in niedriger dreistelliger Millionenhöhe zu erwarten seien.

In einem vorab veröffentlichten Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"präzisierte Schmitz die Höhe nun: "Der Schaden wird nach unserer Einschätzung bei 100 bis 200 Millionen Euro im Jahr liegen." Zudem geht RWE dem Interview zufolge davon aus, dass selbst nach einer Aufhebung des Rodungsstopps die Braunkohleförderung nicht mehr das alte Niveau erreichen wird. "Wir werden die Förderung in Hambach durch die Verzögerung dauerhaft um etwa fünf Millionen Tonnen im Jahr reduzieren müssen."

Der Hambacher Forst bleibe nun doch weiterhin öffentlich zugänglich, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE. Das sei eine Konsequenz aus dem vom Oberverwaltungsgericht Münster verhängten Rodungsstopp. Der Wald gehöre dem Unternehmen zwar, er sei aber kein RWE-Betriebsgelände und somit sei eine Einfriedung nicht zulässig.

RWE hatte nach der Räumung des Forsts durch die Polizei zunächst damit begonnen, das Waldstück mit einem Graben und Seilen abzusperren. Nach der Gerichtsentscheidung und dem Abzug der Polizei kehrten Rodungsgegner in den Wald zurück und begannen mit dem Bau neuer Bauhäuser.

spiegel


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