Ende des Bollywood-Booms bereitet Touristikern Sorgen

  08 Januar 2016    Gelesen: 976
Ende des Bollywood-Booms bereitet Touristikern Sorgen
Bollywoodfilme: Als Kulisse für die Liebesfilme aus Indien diente in den letzten Jahren oft die Schweiz. Doch der Boom ist vorbei. Indischen Filmteams ist die Schweiz zu teuer geworden. Das spürt auch das Berner Oberland. Jetzt fordern Touristiker und Filmemacher mehr Unterstützung vom Bund.
Die Aussicht aus dem 15. Stock des Hotels Metropol in Interlaken ist eindrücklich. Thunersee, Brienzersee, die Berge, alles da. Diese Kulisse begeisterte schon viele Filmteams. Mehrmals drehten sie auf der Terrasse des Panorama-Cafés, ganz zur Freude des Hotel-Direktors Marco von Euw.

«Bollywood-Produktionen sind ein wichtiges Marketingtool auf dem indischen Markt», sagt er. Es gebe gar Touristen aus Indien, die den Produktionsstätten nachreisen. Drei bis vier Filmteams kamen früher pro Jahr in sein Hotel. Dieses Jahr zum ersten Mal kein einziges.

Osteuropa als Schweiz verkauft
Dass die Schweiz in Bollywood an Attraktivität verliert, stellt man auch im lokalen Tourismusbüro fest. Das Filmen ist in Österreich oder in Osteuropa günstiger. Annekäthi Neukomm von Interlaken-Tourismus hat eine beunruhigende Beobachtung gemacht: «In letzter Zeit haben sie teils in Osteuropa gedreht und es als die Schweiz verkauft. Weil es günstiger war.»

Für Touristiker wie Roger Neuburger ist das ärgerlich. Er hilft ausländischen Filmteams, sich in der Schweiz zurechtzufinden. Die Schweiz habe es verschlafen, auf die Konkurrenz anderer Länder zu reagieren, sagt er. «Es fehlt ganz einfach die Unterstützung, auch finanzieller Art, die das Ganze möglich machen würde.»

Andere Länder locken Bollywood aktiv
Tatsächlich gewähren andere Länder Steuererlasse oder bezahlen den Filmteams zum Beispiel die Unterkunft. Nicht nur Bollywood, auch andere Filmer meiden öfters die Schweiz. Prominentes Beispiel ist der neuste Bond-Film, der in Österreich statt in der Schweiz gedreht wurde.

Das Bundesamt für Kultur will reagieren und ausländische Filmproduktionen ab Mitte 2016 unterstützen. Aber es werden nur solche berücksichtigt, die mit Schweizer Filmemachern zusammenarbeiten. Ivo Kummer, Leiter der Sektion Film vom Bundesamt für Kultur, begründet es so: «Es ist eine kulturelle Förderung. Deshalb müssen die Filmprojekte auch einen inhaltlichen und personellen Bezug zur Schweiz aufweisen.»

Kummer appelliert an die Touristiker. Sie sollen aktiver Filmförderung betreiben. Bei Schweiz Tourismus winkt man ab. Derzeit wolle man die Ressourcen nicht in grosse Kinofilme investieren. Schweiz Tourismus vertraut mehr auf Serien und Werbefilme, welche die Schweiz auch von bester Seite zeigen sollen.

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