Koo muss trotz Rücktritt für Südkorea spielen

  19 November 2018    Gelesen: 713
Koo muss trotz Rücktritt für Südkorea spielen

Der Mittelfeldspieler des FCA hatte im Sommer seine internationale Karriere beendet - und wird nun wohl gegen seinen Willen wieder spielen müssen.

Australien gilt für viele als Traum-Reiseziel. Ja-Cheol Koo, Mittelfeldspieler des FC Augsburg, wird sich in diesen Tagen auch auf den Weg nach „Down Under“ machen – allerdings unfreiwillig. Der 29-jährige Südkoreaner ist von Paulo Bento, dem Nationaltrainer seines Landes, für die Länderspiele in Australien (17. 11.) und in Usbekistan (20.11.) nominiert worden – und das, obwohl er im Sommer eigentlich seinen Rücktritt aus dem Nationalteam verkündet hatte.

Das Problem daran: Ob ein Spieler nicht mehr für sein Land auflaufen darf, entscheidet in dem asiatischen Land offenbar nicht allein der Spieler selbst. Ein Rücktritt wird in der Kultur mitunter als Undankbarkeit ausgelegt. Wer berufen wird, hat zu spielen.

Verband sitzt gegenüber dem FC Augsburg am längeren Hebel

Koo hat 79 Länderspiele für sein Land absolviert, führte das Team mitunter als Kapitän aufs Feld und nimmt deswegen eine besondere Stellung in der Mannschaft ein. Seinen Verband will er nicht brüskieren. Dass er den offenen Konflikt ausfechtet und streikt, gilt als ausgeschlossen. Der Verband sitzt ohnehin am längeren Hebel – das weiß man auch beim FC Augsburg. Manager Stefan Reuter sagt zähneknirschend: „Wenn er nominiert ist, muss er anreisen.“ Auch kurzfristig auftretende muskuläre Probleme, die ebenso schnell wieder verschwunden sein könnten, würden das nicht ändern.

„Selbst wenn der Spieler verletzt ist und der Verband die Prognose selbst nochmal treffen will, ist die Anreise verpflichtend“, betont Reuter. Verzichtete der Portugiese Bento bei den ersten vier Länderspielen gegen Costa Rica, Chile, Uruguay und Panama noch auf Koo, kannte er diesmal kein Erbarmen und berief ihn ins Team. Überrascht war man beim FC Augsburg nicht, weil man mit dem Verband im permanenten Austausch steht. Reuter gibt sich diplomatisch: „Es gibt jetzt einen neuen Trainer, der alle sehen will.“

Koo hatte um Verständnis für seine Entscheidung geworben

Koo hatte im Sommer, als er seinen Rücktritt verkünden wollte, mit solchen Problemen offenbar gerechnet. Fast entschuldigend hatte er seine Gründe für diesen Schritt geäußert und betont, fast ein Jahrzehnt habe er alles für das Nationalteam gegeben: „Viele können nicht verstehen, wie beschwerlich die vergangenen acht Jahre mit den Reisen und Verletzungen für mich waren.“

Wie als Beleg für den Reisestress wirken nun die beiden Länderspiele in Australien und Usbekistan, die Koo über den halben Erdball führen. Stefan Reuter bezeichnete dieses Programm als „Wahnsinnsreise“. Es ist ein Wahnsinn, den der FC Augsburg wohl oder übel schlucken muss.


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