Mit Goldbarren in der Hand: Moskau und Peking gehen auf den Dollar los

  23 November 2018    Gelesen: 1012
Mit Goldbarren in der Hand: Moskau und Peking gehen auf den Dollar los

Russland und China haben in den letzten zehn Jahren ihre Goldproduktion hochgefahren. Das meiste Edelmetall wird von den Zentralbanken dieser Länder aufgekauft. Das ist eine Kampfansage an die Dollardominanz, schreibt Wirtschaftsprofessor Michel Chossudovsky von der Universität Ottawa. Das Portal „Swobodnaja Pressa“ hat den Text veröffentlicht.

Wie genau die Goldkäufe ablaufen, darüber weiß die Öffentlichkeit wenig. Die Deals finden über Mittelsfirmen statt, damit die Handelspartner im Hintergrund bleiben können, schreibt der Professor laut dem Portal. Es gebe jedoch klare Belege dafür, dass Russland und China sowohl die US-Währung als auch die US-Staatsanleihen in Gold umwandeln, was den Dollar zusätzlich unter Druck setzt.

„Es gibt offensichtlich einen objektiven Grund für diese Akkumulation von Goldreserven. Chinas und Russlands Ziel besteht darin, ihre Nationalwährungen am Goldstandard auszurichten, wodurch der Wert des Yuans und des Rubels an den Goldpreis gebunden würde“, schreibt Professor Chossudovsky laut dem Portal.

Über die Anhäufung von Goldreserven hinaus stoßen die beiden Länder auch ihre in Dollar gezeichneten US-Staatsanleihen ab. Laut dem Professor nutzt China seine riesigen Wertpapierreserven dazu, Großprojekte zu finanzieren.

Aber: Ein Vorrat an verfügbarem Gold sei noch keine Garantie einer souveränen, von der Dollardominanz befreiten Geldpolitik, mahnt der Wissenschaftler. Ein Goldvorrat allein bedeute schließlich nicht, dass man auch die Preisentwicklung am internationalen Goldmarkt kontrolliere.

Der Goldpreis ist bekanntlich instabil: Die Finanzinstitute der Vereinigten Staaten können auch unabhängig der verfügbaren Goldvorräte gegen Russland und China eingesetzt werden. Der Gold- und Währungsmarkt könne durch allerhand Spekulationen manipuliert werden, schreibt der Professor laut dem Portal.

Auf dem internationalen Goldmarkt wird dem Wissenschaftler zufolge nicht nur mit faktisch verfügbarem Gold gehandelt, sondern auch mit unterschiedlichsten Wertpapieren, Fonds, Zertifikaten und Derivaten, die besonders bei kurzfristigen Preisentwicklungen entscheidend sind. Diese Tools würden regelmäßig für Eingriffe in den Goldmarkt genutzt.

Ein solches Instrument seien die sogenannten Short Sellings: der Ausverkauf von Wertpapieren oder Währungen, die der Verkäufer zum Zeitpunkt des Verkaufs noch gar nicht besitzt. Dadurch würden Währungskurse oder eben Preise für Edelmetalle und Rohstoffe stark unter Druck gesetzt. Es ist ein Finanzkrieg, so der Wirtschaftsprofessor laut dem Portal.

China: Der größte Goldproduzent

Chinas Ziel ist es laut dem Professor, das weltweite Goldangebot zu dominieren. Die Volksrepublik sei gegenwärtig schon der weltgrößte Goldproduzent, doch seien die chinesischen Goldvorkommen deutlich geringer als die in Australien, Russland oder den USA.

Deshalb stocke Peking seine Goldreserven nicht nur durch Eigenproduktion auf, sondern auch durch Investitionen in die Goldförderung im Ausland. So haben die chinesischen Konzerne Shandong Gold und China National Gold Group jeweils große Anteile an US-amerikanischen Goldminen erworben.

Außerdem: Bereits 2015 habe China einen 16-Milliarden-schweren „Bergbaufonds“ aufgestellt, um in die Goldförderung entlang der „Neuen Seidenstraße“ (One Belt, One Road) zu investieren. Selbstverständlich kooperiere China auch mit Russland bei der Gründung von Gemeinschaftsunternehmen in diesem Bereich.

Nach offiziellen Angaben hätten sich die chinesischen Goldreserven in den zurückliegenden 15 Jahren verdreifacht, schreibt der Professor laut dem Portal. Im Juli 2018 beliefen sich die Goldvorräte der chinesischen Zentralbank auf 1842 metrische Tonnen – 2003 waren es 600 metrische Tonnen.

Zum Vergleich: Die Goldreserven der russischen Zentralbank beliefen sich im Januar 2010 auf über 620 Tonnen. Bis Juli 2018 haben sich die russischen Vorräte mehr als verdreifacht — auf 1900 Tonnen.

Und die Türkei zieht mit: Türkische Medien berichteten, schreibt der Wirtschaftsprofessor laut dem Portal, dass die Erdogan-Regierung 2017 angewiesen habe, alle in der US-amerikanischen Federal Reserve gelagerten Goldreserven des Landes in die Türkei zurückzuführen.

Es handele sich um rund 220 Tonnen Gold. Doch dürften sich die Goldvorräte der türkischen Zentralbank beim Lira-Sturz in diesem Jahr massiv verringert haben.

Auch in diesem Zusammenhang weist der Wirtschaftsprofessor darauf hin, dass der Goldpreis eines der vielen Werkzeuge im globalen Finanzkrieg sei. Und die Wall Street sei fest entschlossen, den Goldmarkt weiterhin massiv zu manipulieren.


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