Luftwaffe: Keine Hinweise auf Sabotage

  30 November 2018    Gelesen: 844
Luftwaffe: Keine Hinweise auf Sabotage

Der Systemausfall im Cockpit der Regierungsmaschine mit der Kanzlerin an Bord wirft ernste Fragen auf. Die Bundeswehr weist Spekulationen über kriminelle Hintergründe zurück. Die Ursachenforschung läuft, der G20-Gipfel startet ohne Merkel.

Nach dem Ausfall der Kommunikationselektronik im Regierungsairbus "Konrad Adenauer" mit Kanzlerin Angela Merkel an Bord hat die Flugbereitschaft der Bundeswehr eine Untersuchung eingeleitet. Es gebe aber keine Verdachtsmomente für einen kriminellen Hintergrund, erklärte ein Sprecher der Luftwaffe. Die Maschine vom Typ A340-300 war um 19.00 Uhr in Berlin gestartet. Nach rund einer Stunde Flugzeit traten jedoch schwerwiegende Probleme auf, die die Piloten zur Umkehr zwangen. Der vierstrahlige Jet mit Merkels G20-Delegation und dem Tross an mitreisenden Journalisten landete gegen 21.00 Uhr in Köln.

Die Bundeswehr, die unter dem Dach des Verteidigungsministeriums für den Betrieb der Flugbereitschaft verantwortlich ist, dementierte damit einen Bericht der "Rheinischen Post", in dem von einer "kriminalistischen" Aufarbeitung die Rede war. Nach dem Systemausfall werde "in alle Richtungen" ermittelt, soll es demnach aus Regierungskreisen geheißen haben.

Er könne diese Angaben nicht bestätigen, sagte der Luftwaffensprecher. "Es handelt sich um eine standardmäßige Überprüfung der ausgefallenen Funkanlage", sagte er. Er widersprach zudem Berichten, dass das Flugzeug vor der Landung in Köln Kerosin abgelassen habe. Der für einen gut fünfzehnstündigen Transatlantikflug vollbetankte Airbus soll den Berichten mitreisender Journalisten zufolge sehr hart auf der Piste des Ausweichflughafens Köln-Bonn aufgesetzt sein.

Wie es im Bericht der "Rheinischen Post" weiter heißt, soll der von Merkel als "erfahrenste Flugkapitän der Flugbereitschaft" bezeichnete Pilot von einem beispiellosen Ausfall des Kommunikationssystems gesprochen haben. So etwas sei nicht für möglich gehalten worden, habe es demnach in Sicherheitskreisen geheißen.

Merkel über Nacht in Bonn gestrandet


Zum Zeitpunkt des Systemausfalls befand sich die Maschine im Luftraum über den Niederlanden mit Kurs auf den offenen Atlantik. Eine Sicherheitslandung an nahegelegenen Großflughäfen wie etwa Amsterdam-Schiphol schied für die Piloten offenbar aus: Aufgrund der ausgefallenen elektronischen Systeme sei ein längerer Sinkflug erforderlich gewesen, berichtete das in der Region Köln-Bonn erscheinende Blatt, wo die Flugbereitschaft ihren Hauptsitz unterhält.

Regierungssprecher Steffen Seibert wollte sich zunächst nicht näher zu dem Defekt äußern. Er bitte um Verständnis, erklärte er noch am Abend, aber zu technischen Details und zur Fehleranalyse müssten sich die Flugbereitschaft und das Verteidigungsministerium äußern. Die Kanzlerin äußerte sich ausgesprochen lobend über den Flugkapitän und die Besatzung: Sie habe "eine sehr, sehr exzellente Crew gehabt" und das Kommando habe "der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft" geführt.

Teure Flugtickets für die Kanzlerin

Merkel hatte ihre Reise zum G20-Gipfel in Argentinien am Vorabend wegen des Ausfalls des Kommunikationssystems des Regierungsfliegers unterbrechen und in der Region Köln-Bonn übernachten müssen. Sie brach am Morgen mit einer Ersatzmaschine nach Madrid auf, um von dort aus per kurzfristig gebuchtem Linienflug verspätet und mit reduzierter Delegation nach Buenos Aires weiterzufliegen.

Der Zwischenfall brachte Merkels G20-Zeitplan gründlich durcheinander. Sie dürfte frühestens am Abendprogramm des ersten Gipfeltages in Buenos Aires teilnehmen können. Am Rande des zweitägigen Gipfels waren zahlreiche weitere Vier-Augen-Gespräche geplant. Ganz oben auf der Agenda stehen Handelsstreitigkeiten etwa zwischen den USA und der EU sowie zwischen den USA und China. Außerdem hatte das Vorgehen des russischen Militärs gegen ukrainische Schiffe die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts in der Ostukraine neu angefacht. US-Präsident Trump hatte deshalb ein geplantes Treffen mit seinem russischen Kollegen Putin in Buenos Aires abgesagt.

Quelle: n-tv.de


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