Jeder dritte Ostdeutsche ist Niedriglöhner

  30 November 2018    Gelesen: 675
Jeder dritte Ostdeutsche ist Niedriglöhner

Jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte in Deutschland steckt im Niedriglohnsektor. Vor allem Frauen und Ostdeutsche erhalten weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns. Im Nordosten sind es sogar 40 Prozent.

Knapp 4,2 Millionen Vollzeitbeschäftigte in Deutschland arbeiten für einen Lohn, der weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns beträgt. Das waren im vergangenen Jahr auf ganz Deutschland gerechnet 2139 Euro im Monat, für den Osten galt eine Schwelle von 1733 Euro, wie aus einer Antwort der Regierung auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht. Zu niedrigen Löhnen arbeiten demnach vor allem Frauen und Ostdeutsche.

Die Vize-Fraktionsvorsitzende Susanne Ferschl forderte daher "im Interesse der Menschen, des sozialen Zusammenhalts und der politischen Stabilität" einen Mindestlohn von mindestens zwölf Euro. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung am Freitag über die Zahlen berichtet.

Jeder dritte Ostdeutsche betroffen
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten stieg den Angaben zufolge von 1999 bis 2017 nur geringfügig um 1,6 Prozent: von 21,61 Millionen auf 21,95 Millionen. Rund jeder Fünfte dieser Gruppe arbeitete demnach für einen Lohn unter der sogenannten Niedriglohnschwelle - die Zahl stieg von 3,84 Millionen 1999 auf 4,17 Millionen im Jahr 2017.

Bei den Frauen beträgt der Anteil der Niedriglöhner den Angaben zufolge rund 27 Prozent, bei den Männern sind es rund 16 Prozent. In Ostdeutschland lag der Anteil der vom Niedriglohn betroffenen demnach mit 33,6 Prozent im Jahr 2017 doppelt so hoch wie in Westdeutschland mit 16,7 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Quote demnach sogar bei 39,5 Prozent, in Sachsen bei 37 Prozent.

"Die Erfolgsmeldungen am Arbeitsmarkt verkehren sich bei genauerer Betrachtung in ihr Gegenteil", kritisierte Ferschl. "Wenn jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte zum Niedriglohn schuftet, dann muss Politik handeln." Der Befund sei nicht nur für alle betroffenen Beschäftigten eine individuelle Katastrophe, er berge auch gesellschaftlich gewaltigen sozialen und politischen Sprengstoff.

Niedriglohn ist laut DIW von der OECD als Stundenentgelt definiert, das geringer ist als zwei Drittel des mittleren Lohns. Der mittlere Lohn wiederum ist derjenige Wert, der Arbeitnehmer in zwei gleich große Gruppen teilt. Es handelt sich dabei also nicht um den Durchschnittslohn.

Quelle: n-tv.de


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