Die Weltbank will ihre Finanzhilfen für Entwicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel verdoppeln. Von 2021 bis 2025 sollen insgesamt 200 Milliarden Dollar (177 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt werden und damit doppelt so viel Geld wie im derzeitigen Fünf-Jahres-Zeitraum. Dies teilte die Weltbank nach Beginn der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz mit. Es handle sich um ein "wichtiges Signal" an die internationale Gemeinschaft, dasselbe zu tun.
"Wenn wir nicht jetzt Emissionen reduzieren und eine Anpassung (an die Folgen des Klimawandels) vornehmen, werden bis 2030 hundert Millionen mehr Menschen in Armut leben", warnte John Roome, der bei der Weltbank für Klimafragen zuständig ist. In Afrika, Südasien und Lateinamerika werde es dann außerdem 133 Millionen Klimaflüchtlinge geben.
Weltbank-Geschäftsführerin Kristalina Georgieva erklärte, angesichts des steigenden Meeresspiegels, drohender Überschwemmungen und Dürrephasen müssten nicht nur die "Ursachen" des Klimawandels bekämpft werden. "Wir müssen uns auch an die Folgen anpassen, die oft für die ärmsten Menschen der Welt am dramatischsten sind."
Die 200 Milliarden Dollar entsprechen 40 Milliarden Dollar jährlich ab 2021. Den Angaben zufolge wird die Hälfte direkt von der Weltbank finanziert. Von den verbleibenden 100 Milliarden Dollar soll rund ein Drittel von zwei Organisationen der Weltbankgruppe kommen, bei den übrigen Geldern handle es sich um "von der Weltbankgruppe mobilisiertes" Privatkapital.
"Die Überlebensfrage der Menschheit"
Die Industriestaaten haben zusagt, ihre Hilfen für Entwicklungsländer für den Umgang mit Klimafolgen bis 2020 jährlich auf 100 Milliarden Dollar zu steigern. Nach Angaben der Organisationen für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag der Betrag 2016 bei 48,5 Milliarden Dollar und im vergangenen Jahr bei 56,7 Milliarden Dollar.
Die Entwicklungsländer pochen auf verbindlichere Zusagen der Industriestaaten. Diese dringen allerdings auf eine starke Beteiligung der Privatwirtschaft und scheuen langfristige Zusagen.
Am Rande der Konferenz warnte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller jedoch davor, die Augen vor der Realität der Erderwärmung zu verschließen. "Wir können so tun, als bekämen wir von den katastrophalen Folgen des Klimawandels nichts mit. Aber nichts würde dadurch besser", sagte der CSU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Klimaschutz ist die Überlebensfrage der Menschheit." Die Erde werde mit drei, vier Grad plus zurechtkommen. "Menschliches Leben, wie wir es kennen, wird dann kaum mehr möglich sein", sagte Müller.
Zugleich hob Müller die Verantwortung der entwickelten Industrieländer hervor. "Die reichsten zehn Prozent der Welt sind für 50 Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Von den Folgen sind am stärksten die armen Länder mit den niedrigsten Emissionen betroffen", erläuterte Müller. "Das Weltklima könne aber nicht nur mit Maßnahmen in Deutschland gerettet werden. Es komme darauf an, international zu denken und zu handeln und so Vorreiter zu sein."
"Jeder soll wissen, was er zu tun hat"
Deutschland hat bereits angekündigt, seinen jährlichen Beitrag zum Grünen Klimafonds der Vereinten Nationen ab 2019 auf 1,5 Milliarden Euro zu verdoppeln. In den Fonds zahlen wohlhabendere Länder ein, finanziert werden Klimaschutzprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern.3
Bundesumweltministerin Svenja Schulze machte ihre Erwartungen für die Klimakonferenz klar: Es gehe nun um gemeinsame Regeln für den Klimaschutz, sagte Schulze der "Süddeutschen Zeitung". "Jeder soll nach dieser Konferenz wissen, was er zu tun hat, wie er Fortschritte beim Klimaschutz misst und transparent macht. Und jeder soll nachvollziehen können, was der andere tut." So entstehe Verbindlichkeit und Vertrauen.
Die Staaten dürften sich nicht davon beirren lassen, wenn sich große Länder wie die USA oder Brasilien vom Pariser Klimaabkommen abwenden. "Die Großen, die sich kurz wegducken, werden wiederkommen", sagte Schulze. "Die Vernunft wird sich nicht dauerhaft aufhalten lassen."
Offiziell geht es bei den Verhandlungen in Kattowitz nicht darum, die nationalen Klimaschutzziele verbindlich anzuheben. Vielmehr soll in einem Regelbuch festgelegt werden, welche Maßstäbe bei den nationalen Klimaschutzzusagen gelten sollen und wie diese offengelegt und überprüft werden.
Quelle: n-tv.de
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