Wenn Angela Merkel an diesem Freitag auf dem CDU-Parteitag den Parteivorsitz abgibt, war sie 18 Jahre und acht Monate im Amt. Am 10. April 2000 wurde die damalige Generalsekretärin zur neuen CDU-Vorsitzenden gewählt. In der Geschichte der CDU gelang es neben Merkel zwei Vorsitzenden, durch eine langjährige Amtszeit ihre Partei zu prägen: Konrad Adenauer und Helmut Kohl.
Der von 1950 bis 1966 amtierende Vorsitzende Konrad Adenauer führte die CDU mit harter Hand. Der Mitbegründer der CDU im Rheinland prägte als Parteichef und Bundeskanzler wie kein anderer die Bundesrepublik der Nachkriegsjahre, machte sich durch seinen autoritären Führungsstil jedoch nicht nur Freunde. Nachdem er 1963 aus dem Kanzleramt gedrängt worden war, klammerte er sich noch zwei Jahre an den Parteivorsitz. Erst Ende 1965 erklärte er sich zum Verzicht bereit.
Nach Adenauers Abgang war 1966 der Weg für den damaligen Kanzler Ludwig Erhard frei, seinen Ziehvater auch als Parteivorsitzender zu beerben. Zwar hatte sich Erhard als langjähriger Bundeswirtschaftsminister einen Namen gemacht, doch für eine erfolgreiche Tätigkeit an der Spitze von Partei und Regierung fehlte ihm der nötige Rückhalt in der CDU. Ende 1966 zerbrach die von Erhard geführte CDU-FDP-Koalition, 1967 gab er auch das Amt des Parteivorsitzenden ab.
Im Mai 1967 wurde Kurt-Georg Kiesinger, der Erhard ein Jahr zuvor bereits als Kanzler abgelöst hatte, neuer CDU-Vorsitzender. Er musste den Spagat als Parteichef und Chef einer Großen Koalition mit der SPD bewältigen, wurde aber im Laufe der Zeit vor allem von der eigenen Vergangenheit eingeholt: Kiesinger geriet wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der NSDAP in die Kritik. 1969 wurde er als Bundeskanzler abgewählt, zwei Jahre später gab er auch den Parteivorsitz ab.
Neuer CDU-Chef wurde 1971 Rainer Barzel, der eine wechselhafte Karriere durchlebte. Zwar gelang es ihm, die CDU zu einer schlagkräftigen Oppositionstruppe zu formen. Doch nach dem knappen Scheitern eines Misstrauensantrags gegen den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) im April 1972 begann sein Stern zu sinken. Den Parteivorsitz gab Barzel 1973 wieder ab.
Der im Juni 1973 zum Parteichef gewählte Helmut Kohl lenkte ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke der Christdemokraten. Der "Enkel Adenauers", als den sich Kohl gerne bezeichnete, pflegte besonders seit seiner Wahl zum Bundeskanzler 1982 einen patriarchalischen Führungsstil. Der wiederum wurde den Christdemokraten nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 mehr und mehr zum Verhängnis. Die Schwarzgeldkonten, die unter Kohls Führung angelegt worden waren, lösten die CDU-Finanzaffäre aus.
Nachdem Kohl als Konsequenz aus der Schlappe bei der Bundestagswahl seinen Verzicht auf den CDU-Vorsitz erklärt hatte, wurde der damalige Fraktionschef Wolfgang Schäuble Ende 1998 an die Spitze der Partei gewählt. Er war der Wunschkandidat Kohls und geriet schließlich selbst in den Strudel der Spendenaffäre. Schäuble zog auf großen Druck hin die Konsequenz und erklärte im Februar 2000, dass er den Fraktionsvorsitz aufgebe.
Nach dem Rücktritt Schäubles begann hinter den Kulissen ein Macht- und Ränkespiel, in dem sich unter anderem Volker Rühe und Jürgen Rüttgers Chancen auf den Parteivorsitz ausrechneten. Das Rennen machte letztlich aber klar die damalige Generalsekretärin Angela Merkel, die vor allem die CDU-Basis auf ihre Seite zog. Als erste Frau an der Parteispitze prägte sie mehr als 18 Jahre lang die CDU und führte sie im November 2005 zurück an die Regierung.
Quelle: n-tv.de
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