"CDU des dritten Jahrtausends hat gesiegt"

  08 Dezember 2018    Gelesen: 1034
"CDU des dritten Jahrtausends hat gesiegt"

Den Sieg von Kramp-Karrenbauer im Rennen um den CDU-Vorsitz werten internationale Medien als positives Zeichen. Die neue Parteichefin verkörpere Stabilität - und das brauche Europa. Allerdings fürchten einige Beobachter auch das Erstarken der Rechten.

Die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Chefin der Christlich-Demokratischen Union ist im Ausland vorwiegend positiv aufgenommen worden. Nicht nur die konservative französische Tageszeitung Le Figaro wertete die Wahl der Saarländerin als gute Nachricht für Emmanuel Macron. "Falls der Präsident die Proteste der 'Gelben Westen' übersteht, kann er darauf hoffen, dass das neue deutsche Duo sich daran machen wird, auf seine europäischen Vorschläge zu antworten. Angela Merkel wird von ihrer Thronfolgerin nicht aufgehalten werden, und diese selbst weist eine Neigung zum Deutsch-Französischen auf."

Deren französische Kollegen von der liberalen Tageszeitung Libération erinnern allerdings auch daran, dass AKK mehr ist als eine "Mini-Merkel". "Sicher, die beiden Frauen haben Gemeinsamkeiten, und der nüchterne Politikstil von AKK lässt an den von Merkel denken", heißt es im Kommentar. Vor allem sei ihr Sieg aber "der Sieg des Mitte-Kurses, der christlichen, sozialen, proeuropäischen Linie der Partei, den Merkel verkörpert".

Wie stark der Einfluss dieser Wahl auf die Stabilität Europas wahrgenommen wird, zeigt der Kommentar in der spanischen Zeitung El Mundo. "Nicht nur Deutschland, ganz Europa braucht eine starke CDU", heißt es darin. Denn sie bilde "ein starkes Gegengewicht zum Populismus und zur extremen Rechten". Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Parteivorsitzende. "Hoffentlich wird sie in der Lage sein, der Aufgabe gerecht zu werden, damit die EU aus ihrem Niedergang herauskommt und ihre Integration vorantreiben kann."

Nicht nur die spanische Zeitung El País wertet die Entscheidung der CDU-Delegierten für AKK als eine Entscheidung für den Konsens - auch die Redaktion des italienischen Blattes "Corriere della Sera" sieht AKK als Vertreterin der politischen Mitte. "Gesiegt hat die CDU des dritten Jahrtausends, zentristisch, moderat und pragmatisch", heißt es in dem Kommentar. "Und vor allem hat Angela Merkel mit ihrer ruhigen Revolution gewonnen." Probleme aber bleiben. Darauf verweisen auch die Beobachter aus dem Ausland. "Fast die Hälfte der Partei hat für einen Kandidaten gestimmt, der versprach, dem Experiment Merkel ein Ende zu setzen, der eine Rückkehr zur Tradition der alten CDU und die Rückeroberung des konservativen Gebiets versprach, das sich heute in Geiselhaft der AfD befindet."

Gemeint ist natürlich Friedrich Merz. Sein außergewöhnlich gutes Abschneiden bei der Wahl wertet die Wiener Zeitung Der Standard als Zeichen einer tiefen Spaltung in der Partei. "Merz hat viel mehr als einen Achtungserfolg erzielt", schreibt der Kommentator. "Er war zehn Jahre lang nicht in der Politik aktiv, er gilt eigentlich als Mann von gestern, jeder wusste, dass er eine Rechnung mit Merkel offen hatte - und dennoch hat er Sehnsüchte ausgelöst wie zuletzt Martin Schulz in seiner Anfangsphase als SPD-Kanzlerkandidat." Die Kollegen der österreichischen Zeitung Die Presse sehen in der Wahl AKK die Gefahr eines Aufschwungs für die Rechte. "Die Partei votierte für eine Fortsetzung des Merkelianismus, für die grün angehauchte Mitte. Die AfD wird es freuen."

Lob gibt es dennoch vom Kommentator der Presse - und zwar für die CDU als Partei. "In einem fairen Wettstreit auf hohem Niveau warben drei respektable Persönlichkeiten um die Gunst der Delegierten". Der CDU habe "die Zwischenmobilisierung" genutzt, "sie legte in Umfragen wieder zu". Auch linksliberale polnische Zeitung Gazeta Wyborcza findet Worte der Anerkennung - vor allem für den Umstand, dass sich die deutschen Christdemokraten wieder für eine Frau an der Spitze entschieden haben. "Kramp-Karrenbauers Karriere führt auch vor Augen, wie sich die deutsche Gesellschaft verändert hat", heißt es in dem Kommentar. "Merkel trat 1990 in eine von Männern dominierte Regierung Kohls, auch um zu zeigen, dass Frauen in Deutschland ebenfalls etwas zu sagen haben. Heute ist das Geschlecht der Person, die an der CDU-Spitze steht, nicht entscheidend."

Zusammengestellt von Judith Görs

Quelle: n-tv.de


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