Bosnien-Herzegowina bewirbt sich für EU-Mitgliedschaft – Türkei bietet wirtschaftliche Integration an

  11 Januar 2016    Gelesen: 899
Bosnien-Herzegowina bewirbt sich für EU-Mitgliedschaft – Türkei bietet wirtschaftliche Integration an
Der Präsidentschaftsvorsitzender von Bosnien-Herzegowina hat am 17. Dezember angekündigt, dass die Balkanrepublik plane, sich im Januar dieses Jahres offiziell als Mitglied der Europäischen Union zu bewerben. Da eine Mitgliedschaft allerdings noch in weiter Ferne liegt, würde sich alternativ eine stärkere wirtschaftliche Integration mit der seit Jahren prosperierenden Türkei anbieten.
Die Erklärung kam überraschend. Über Jahre wurde eine EU-Mitgliedschaft in der Politik Sarajevos zurückgesetzt. Vor acht Jahren, 2008, unterzeichnete Bosnien ein Abkommen mit der Europäischen Union über engere politische Beziehungen. Dieses firmiert unter dem Namen: Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen.

Das Abkommen wurde bis Juni vergangenes Jahr allerdings nicht ratifiziert und stockte. Im Juni zeigten sich schließlich Deutschland und Großbritannien bereit, eine neue Initiative zur wirtschaftlichen Entwicklung im mehrheitlich muslimisch geprägten Land auf dem Balkan voranzutreiben.

Ungeachtet der Tatsache, dass 2015 wieder Bewegung in den Beziehungen zwischen Brüssel und Sarajevo kam, hinkt Bosnien-Herzegowina anders als seine anderen Nachbarn auf dem Balkan wie beispielsweise Serbien in Sachen EU-Mitgliedschaft hinterher.

Sollte die Bewerbung vonseiten Brüssels akzeptiert werden, stehen Sarajevo noch immer Jahre schwieriger Verhandlungen mit einer ihrerseits seit Jahren ökonomisch schwächelnden und im Ukraine-Konflikt festgefahrenen Europäischen Union bevor, die gegenwärtig die Lösung der Flüchtlingskrise als ihre vorrangige Priorität ausmachte.

Zahlreiche regionale Beobachter glauben, dass es unwahrscheinlich sei, dass Bosnien, ein Land, welches politisch entlang ethnischer Trennlinien dezentralisiert und wirtschaftlich verarmt ist, der EU noch vor 2025 beitreten könnte.

Alternativ bietet sich eine enge wirtschaftliche Integration mit der seit Jahren expandierenden und ihrerseits nach strategischen regionalen Partnern suchenden Türkei an. Zwischen fünf und acht Millionen Menschen mit bosnischem Hintergrund – je nach Quelle – leben heute in der Türkei. Sie flohen aus ihrer Heimat nach Anatolien im Zuge des Zusammenbruchs des Osmanischen Reiches Anfang des 19. Jahrhunderts.

Die Türkei und Bosnien teilen ein Jahrhunderte altes gemeinsames historisches Erbe. Im Osmanischen Reich bildete Bosnien eine der wichtigsten Provinzen Istanbuls. Nicht zuletzt gehört die Türkei bereits heute zu den wichtigsten Handelspartnern der Balkanrepublik. In den vergangenen 20 Jahren investierte die Türkei mehr als eine Milliarde US-Dollar in Bosnien-Herzogowina.

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