Rechte Hooligans randalieren in Leipzig

  12 Januar 2016    Gelesen: 681
Rechte Hooligans randalieren in Leipzig
Die Kundgebungen des fremdenfeindlichen Legida-Bündnisses und seiner Gegner im Stadtzentrum verliefen bis zum Abend relativ ruhig. Dann randalierten Hooligans an mehreren Orten in Leipzig. Auch Autos wurden angezündet.
Zeitgleich zu einer Kundgebung der fremdenfeindlichen Legida-Bewegung haben am Montagabend in Leipzig an mehreren Orten Hunderte Rechtsextremisten randaliert. Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Autos angezündet, Pyrotechnik abgefeuert und Dutzende Schaufensterscheiben eingeschlagen.

Vorfälle habe es in den Stadtteilen Connewitz/Südvorstadt und Plagwitz gegeben, sagte eine Sprecherin. Ob es auch Verletzte gab, konnte sie nicht sagen. Zur Feststellung der Personalien seien Hunderte Verdächtige in Gewahrsam genommen worden.

Die Demonstrationen im Stadtzentrum, an denen Tausende Gegner und Anhänger von Legida teilgenommen hatten, verliefen den Angaben zufolge dagegen weitgehend friedlich. „Die Kundgebungen sind ohne größere Probleme beendet worden“, sagte die Sprecherin. Die Polizei war mit einem Großaufgebot und Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz, um die Lager zu trennen.

Allein im linksgeprägten Stadtteil Connewitz randalierten etwa 250 Vermummte aus dem rechtsextremen Spektrum, darunter auch Hooligans. Die Polizei setzte die Verdächtigen fest und brachte sie zu Feststellung der Personalien in die Polizeidirektion. Später steckten nach Polizeiangaben auch linke Gruppen Mülltonnen in Brand und versuchten, Barrikaden zu errichten.

Auf dem Innenstadtring bildeten am Gründungstag von Legida Gegendemonstranten bei strömendem Regen eine Lichterkette für Weltoffenheit und Toleranz. Dazu hatte unter anderem Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) aufgerufen. An dem Gegenprotest mit mehreren Veranstaltungen beteiligten sich nach Angaben der Studentengruppe „Durchgezählt“ zwischen 2300 und 2800 Menschen.

Auch die Staatsminister für Integration und Justiz, Petra Köpping (SPD) und Sebastian Gemkow (CDU), sowie Vizeministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) reihten sich in die Lichterkette ein. „Es ist mir wichtig, Gesicht zu zeigen gegen Gewalt und für eine demokratische Streitkultur“, sagte Gemkow, der als einziger CDU-Minister an der Kundgebung teilnahm. Dulig machte die fremdenfeindlichen Bündnisse mitverantwortlich für die Gewalt. „Den Vorwurf mache ich Legida, Pegida und Co., dass eine Verrohung in dieser Gesellschaft stattgefunden hat, die man in Sprache und eben auch in Gewalttaten nachempfinden kann.“

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Legida versammelte der Schätzung zufolge bis zu 3400 Anhänger. Die Pegida-Initiative in Dresden hatte auf eine eigene Veranstaltung am Montagabend verzichtet und zur Teilnahme in Leipzig aufgerufen, auch Pegida-Chef Lutz Bachmann war dorthin gereist.

Die Dresdner Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling rief auf der Legida-Kundgebung unter „Widerstand, Widerstand“-Rufen der johlenden Zuhörer: „Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln.“ Muslimische Flüchtlinge verunglimpfte sie pauschal als „Sex-Terroristen“.

Auf die Bahnstrecke Dresden - Leipzig wurde kurz vor Beginn der Legida-Demonstration ein Brandanschlag verübt. Ein Signal an der Strecke sei in Brand gesetzt worden, an zwei weiteren seien Brandsätze entdeckt worden, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei in Leipzig. Die Vermutung liege nahe, dass der Anschlag im Zusammenhang mit der Demonstration von Legida und Pegida in Leipzig stehe. Der Streckenabschnitt vor Leipzig wurde voll gesperrt.



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