Ein hochrangiger Regierungsvertreter sagte, es sei noch zu früh, über mögliche Auswirkungen zu sprechen. Zunächst müsse geklärt werden, welche Einheiten das Land als erstes verließen. “Abhängig davon, wie die Taliban reagieren, muss die Regierung möglicherweise das Militär auffordern, seine Operationen zu reduzieren.”
Ein Sprecher von Präsident Aschraf Ghani sagte, die Sicherheit im Land sei bei einem US-Abzug nicht in Gefahr, weil die ausländischen Soldaten die afghanischen Truppen lediglich berieten und unterstützten. Westliche Diplomaten zweifeln das allerdings an. “Wir wissen alle, dass die Moral der afghanischen Truppen auf einem Allzeittief ist, sie sind schlecht ausgestattet, schlecht bezahlt und schlecht koordiniert”, sagte ein Diplomat eines Landes, das an der Nato-Mission Resolute Support beteiligt ist. “Wir trainieren sie so gut es uns möglich ist.”
US-Präsident Donald Trump erwägt einem mit dem Vorhaben vertrauten Regierungsmitarbeiter zufolge den Abzug von mehr als 5000 der insgesamt 14.000 US-Soldaten aus Afghanistan. Es sehe so aus, als ob Trump jegliche Geduld in Bezug auf die US-Präsenz in Afghanistan verloren habe, sagten zwei andere Insider. Erst am Mittwoch habe er im privaten Kreis darüber geschimpft und die Frage aufgeworfen, warum die Truppen nach so vielen Jahren immer noch dort seien. Trump hatte noch 2017 einer Aufstockung der Zahl der US-Militärs in dem Land zugestimmt, dies nach eigenen Angaben aber widerwillig getan. US-Soldaten sind seit 17 Jahren in Afghanistan, mehr als 2400 von ihnen kamen bei dem Einsatz ums Leben.
Erst vor wenigen Tagen hat US-Sonderbeauftragter Zalmay Khalilzad mit Taliban-Vertretern über ein Ende des seit 17 Jahren währenden Krieges verhandelt. Die Gespräche sollen Anfang Januar fortgesetzt werden. Unklar ist, ob es tatsächlich bald zu einem Waffenstillstand kommt. Die islamistischen Taliban kontrollieren inzwischen wieder große Teile des Landes.
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