Der Besitzer des Escape-Rooms in Polen, in dem am Freitagabend fünf Mädchen starben, muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu acht Jahren Haft. Bei dem Abenteuerspiel in einem verschlossenen Raum waren fünf 15-jährige Mädchen ums Leben gekommen, nachdem in dem Gebäude in Koszalin im Norden des Landes ein Brand ausgebrochen war.
Bei einem "Escape-Game" (Fluchtspiel) versucht eine Gruppe, aus einem abgeschlossenen Raum zu entkommen. Sie muss dafür unter Zeitdruck bestimmte Rätsel und Aufgaben lösen. "Escape-Games" haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Ländern zu einem Trend entwickelt. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sprach von einer beispiellosen Tragödie und kündigte weitreichende Konsequenzen an. Die ersten Escape-Game-Angebote seien von den Behörden geschlossen worden, sagte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.
Die sofort eingeleiteten landesweiten Kontrollen der rund 1100 Escape-Räume in Polen ergaben ein negatives Bild: Von 178 bereits kontrollierten Geschäften erfüllten laut der Polizei 129 die Brandschutz-Vorschriften nicht. "Die strafrechtlichen Sanktionen müssen sehr streng sein", forderte Innenminister Brudzinski.
Zu wenig Platz und kein Fluchtweg
Escape-Räume unterlagen in Polen bisher keinen besonderen Auflagen. Bei einer ersten Begehung des Unglücksgebäudes in Koszalin wurden zahlreiche Mängel festgestellt. "Es war nicht genug Platz für diese Leute in diesem Raum", sagte der oberste Feuerwehrmann Polens, Leszek Suski, der Nachrichtenagentur PAP. Das Zimmer sei nur etwa sieben Quadratmeter groß gewesen. Heizgeräte hätten zu nahe an brennbaren Materialien gestanden. Zudem seien Kerzen gefunden worden. Die Elektroinstallation sei provisorisch gewesen.
Das Feuer sei im Vorzimmer ausgebrochen, teilte die Staatsanwaltschaft laut PAP mit. Den Teenagern sei damit der einzige Fluchtweg versperrt gewesen. Nach ersten Erkenntnissen war Gas aus einem Behälter entwichen und hatte sich entzündet. Vor Ort wurden vier gasbetriebene Heizgeräte sichergestellt. Laut der Obduktion starben alle Opfer an einer Vergiftung durch das Rauchgas Kohlenmonoxid. Es entsteht bei fast allen Wohnungsbränden in großen Mengen.
Koszalin (Köslin) liegt rund 160 Kilometer westlich von Danzig (Gdansk) und rund 180 Kilometer östlich von Greifswald. Der Küstenort in der Woiwodschaft Westpommern hat knapp über 100.000 Einwohner. "Escape-Games" sind auch in Deutschland beliebt, unter anderem in Berlin gibt es mehrere Anbieter. Nach dem verheerenden Brand in Polen warnte die Feuerwehr in der deutschen Hauptstadt vor Panik und verwies darauf, dass Sicherheitskonzepte vorhanden seien. Für jeden Berliner "Escape-Room" gebe es ein individuelles Sicherheitskonzept zum Schutz im Brandfall, sagte ein Sprecher. Dabei würden alle möglichen Brandszenarien überprüft.
Quelle: n-tv.de
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