Warum Millionen Katholiken zu Fatima pilgern

  30 September 2015    Gelesen: 1044
Warum Millionen Katholiken zu Fatima pilgern
Millionen Menschen kehren in diesen Tagen und Wochen von der muslimischen Hadsch zurück. Dabei wissen viele gar nicht, dass Wallfahrten auch in anderen Religionen von großer Bedeutung sind - und sogar in der Populkärkultur.
Seit Anfang des Monats berichten wir über die Wallfahrt in die Stadt Mekka, der islamischen Pilgerfahrt in die heilige Stadt, von der in diesen Tagen Millionen Menschen in ihre Heimat zurückkehren. Muslime verrichten bei der Hadsch eine der fünf Grundpflichten des Islam. Anders als andere Wallfahrten muss jeder ausreichend vermögende Muslim einmal im Leben die Hadsch verrichten. Doch Wallfahrten gibt es nicht nur im Islam, sondern in fast allen Religionen und Überzeugungen- selbst für nicht religiöse.

Schon seit die ersten Religionen entstanden sind gibt es Wallfahrten. Aber nicht nur in den drei abrahamitischen Religionen sind sie präsent. Zum hinduistischen Pilgerfest von Kumbh Mela in Indien beispielsweise sind nach Angaben der Tagesschau im Jahre 2013 knapp 34 Millionen Menschen nach Allahabad gekommen; im größten katholischen Wallfahrtsort, dem mexikanischen Guadalupe, sind es jährlich 20 Millionen. Die muslimische Wallfahrt zähle seit kurzem jährlich ungefähr drei Millionen Pilger, schätzt das saudische Hadsch-Ministerium, weltweit sind es Schätzungen zufolge insgesamt 300 Millionen Menschen pro Jahr, die eine Wallfahrt unternehmen.

Neuere Wallfahrtsorte: Loudres und Fátima
Währenddie heiligen Schriften seit Anbeginn der jeweiligen Religionen die grundlegendsten Pilgerorte festlegen, sind mit der Zeit auch vielfach neue Wallfahrtsorte entstanden.Vor allem Marienwallfahrtsorte haben in den letzten Jahrhunderten regelmäßig die Zahl der möglichen Pilgerziele erhöht.

Lourdes ist eines dieser neueren Ziele und zählt zu den meistbesuchten Wallfahrtsorten weltweit. Mit rund 5 Millionen Übernachtungen jährlich ist die Stadt in den Zentralpyrenäen nach Paris der meistbesuchte Ort Frankreichs. Nachdem ein Mädchen 1858 mehrere Marienerscheinungen in einer Grotte nahe Lourdes hatte, wird einer dortigen Wasserquelle Heilkräfte zugeschrieben. Es gibt Berichte von zahlreichen Wunderheilungen, die selbst von der Wissenschaft als „unerklärlich“ eingestuft worden seien sollen. Jeden Monat strömen deshalb Tausende zur Grotte von Massabielle, an 22 Gottesdienstorten werden in allen Sprachen Messen gefeiert.

Ähnlich Lourdes wird der katholische Wallfahrtsort Fátima in Portugal jedes Jahr von tausenden Kranken, die auf Wunderheilung hoffen, aufgesucht. Der arabische Name „Fatima“ gehte auf die Tochter eines muslimisch-maurischen Fürsten zurück. Nachdem sie 1158 von christlichen Eroberern entführt und an einen Grafen verkauft worden war, hat sie sich in ebenjenen verliebt und sich aus Liebe zu ihm taufen und mit ihm vermählen lassen. Nach ihrem Tod hat der Graf den Ort schließlich nach ihr benannt. Die religiöse Bedeutung des Wallfahrtsortes hat demzufolge nichts mit der Person Fatima zu tun. Der spirituelle Gehalt geht nämlich auf drei Kinder zurück, denen im Jahr 1917 angeblich die „gesegnete Jungfrau Maria“ in besagtem Ort erschienen ist und ihnen präzise Vorhersagen, Bitten, Warnungen und Versprechen hinsichtlich des katholischen Glaubens und der Welt gegeben haben soll. Die sogenannten „drei Geheimnisse von Fátima“, die die Mutter Gottes den Kindern überbracht haben soll, sind bis heute Stoff vieler Legenden und Verschwörungstheorien.

Bedeutungserweiterung: Wallfahrten im nichtreligiösen Kontext
Unumstritten ist der Begriff Wall- bzw. Pilgerfahrt bis zu den Anfängen des 21. Jahrhundert religiös konnotiert. Doch im Laufe der Zeit hat sich der Begriff auf den nichtreligiösen Bereich ausgedehnt. So begannen beispielsweise erstmals im Zeitalter der Romantik und ihres Geniekults „Pilgerreisen“ zu gefeierten Künstlern. In der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert war es bespielsweise für adelige junge Männer normal, eine sogenannte Kavalierstour durch Italien zu machen, wo sie zu den großen Kunstwerken der alten Meister pilgerten.

Den Durchbruch schafften sie aber erst im 20. Jahrhundert. Im Rahmen des heutigen Kults um Stars spricht man in den Medien davon, dass beispielsweise Fans von Elvis Presley zur andächtigen Besichtigung seines Anwesens Graceland in Memphis, Tennessee wallfahren. Rund 600.000 Menschen pilgern Jahr für Jahr zu dem stattlichen Herrenhaus. Graceland ist fast so bekannt wie das Weiße Haus. 2006 wurde es zum nationalen Wahrzeichen der USA erklärt. Ebenso werden auch Grabstätte berühmter Persönlichkeiten oft zu „Pilgerstätten“ ihrer Fans erklärt, man denke an John Lennon.

Tags:


Newsticker