Warum Russland besser drauf ist, während es der Welt schlecht geht - Experten

  11 Januar 2019    Gelesen: 1872
Warum Russland besser drauf ist, während es der Welt schlecht geht - Experten

In einer Situation, wo es der Welt schlecht geht, ist Russland besser drauf, weil die Russen für Unannehmlichkeiten jeder Art moralisch gerüstet sind, meint der Ökonom Michail Chasin, dessen Prognosen sich oft bewahrheiten, bei einer Expertenrunde der Wochenzeitung „Argumenty i fakty“ über die Aussichten Russlands und der Welt im neuen Jahr.

Deshalb sieht der Wirtschaftsanalyst der Zukunft optimistisch entgegen: „Ein Ende mit Schrecken ist nämlich besser als ein Schrecken ohne Ende, von dem die letzten 25 Jahre geprägt waren. Das vorherrschende Modell der Weltregierung hat im vergangenen Jahr einen tiefen Riss bekommen. So wird 2019 ein spannendes Jahr sein, denn man wird herausbekommen müssen, in welche Richtung sich die Welt nach dem Zerfall dieses monopolistischen Modells bewegen wird.“

Die Weltwirtschaft befinde sich seit 2008 in einer stetigen Rezession, fährt der Experte fort. „Kein Wirtschaftswachstum seit zehn Jahren. Nichts davon ist zu sehen, weder in den USA noch in der EU. Vor 2014 hat es eine Dollar-Emission gegeben, nachher kam es zu einer Euro- und Yen-Emission. Es steht inzwischen fest, dass dies nicht mehr funktioniert. Die Europäische Zentralbank stellt die Emission allmählich ein, folglich müssen wir auf schwere Zeiten gefasst sein.“

Das Weltfinanzsystem hat eine Lage wie die jetzige noch nie erlebt, so Chasin: „Erfahrungen fehlen, man hat kein Vergleichsmaterial.“ Er weist auf die Überhitzung der Märkte hin, auf das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der Unternehmen: „Man darf mit Gewissheit behaupten, dass es gemessen an den früheren Kriterien unvermeidlich zum Zusammenbruch der Märkte kommen muss. Im Anschluss daran fällt auch der Mechanismus zur Förderung der privaten Nachfrage aus. Dann macht sich auch ein schnelles Absinken des Lebensstandards bemerkbar.“

Das liberale Team weltweit, das im Allgemeinen behauptet, die Stabilität sei aufrechtzuerhalten, so der Ökonom, ist nicht in der Lage zu erklären, mit welchen Ressourcen es diese Stabilität aufrechterhalten will: „Im Hinblick darauf bin ich fest überzeugt, dass sich das Chaos während des ganzen Jahres 2019 verstärken wird. Wo eine positive Agenda fehlt, kann es nichts als Zerstörung geben. Deshalb werden sich alle Probleme, die nicht nur für Russland, sondern auch für die ganze Welt typisch sind, nur vertiefen.“

Chasin meint: „Die Beziehungen zwischen Trump und Merkel, zwischen Merkel und May sind durchaus mit ihrer Einstellung zu Putin vergleichbar, mit dem einzigen Unterschied, dass sie in ganz objektiven Umständen wurzeln, während ihre Angriffe auf Putin mit einer virtuellen Realität zu tun haben, die von dem liberalen politischen Team erdichtet wird, das immer noch weltweit die Medien dominiert. Derjenige also, dem es in dieser Situation gelingt, als Erster ein konstruktives Szenario vorzulegen, wird davon sehr viel profitieren können.“

Laut dem Politologen Sergej Markow, einem weiteren Diskussionsteilnehmer, wird das neue Jahr vom zunehmenden Chaos in den internationalen Beziehungen und der nahenden Krise, die auch die Führungsrolle der USA betreffen wird, geprägt sein. „Da die USA die moralische Komponente ihrer Herrschaft nach und nach einbüßen, sehen sie sich immer häufiger gezwungen, zu harten Dominanzmitteln zu greifen, um sie aufrechtzuerhalten. Daraus resultiert eine drastische Intensivierung der Handelskriege und des Wettrüstens. Ob dieser Trend auch 2019 anhält, weiß vorläufig keiner.“

Allerdings ist Markow weit davon entfernt, von einer Krise Europas zu sprechen, obwohl er bestimmte Krisenerscheinungen feststellt. Ihm zufolge beobachtet er „den Eintritt der EU in eine neue Entwicklungsphase. Sie wird die Herausbildung eines festen föderativen Kernstücks aus Frankreich, Deutschland, den Beneluxländern, höchstwahrscheinlich auch Italien und wohl noch einem Land beinhalten, als eine Art Vereinigte Staaten von Europa. Um diesen Kern werden sich die übrigen EU-Staaten zusammenschließen, während die Verbündeten mit assoziierten Mitgliedschaftsformen wie Großbritannien, die Schweiz u. a. m. den Randbereich ausmachen.“

Der Geostratege Andrej Schkolnikow meint, Russland würde von der Weltkarte verschwinden, falls die Trends, die sich in der Welt vor zwanzig Jahren durchgesetzt haben, noch fünf bis Jahre anhalten würden. Der Experte rechnet u. a. mit dem Szenario einer Tripolarität, wobei sich Russland zu einem der Weltzentren entwickeln kann. „Das aktuelle Geschehen liefert einen weiteren Beweis dafür, dass Russland ‚unser von Gott gehütetes Vaterland‛ ist und auf uns aufgepasst wird. Alles, was geschieht, kommt nicht von ungefähr. Ich möchte hoffen, dass Russland die Chancen, die ihm gegeben werden, auch wahrnimmt.“

sputniknews


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