Autofahrer sitzen fest, Bundeswehr im Winterdienst

  11 Januar 2019    Gelesen: 1432
Autofahrer sitzen fest, Bundeswehr im Winterdienst

Auf vielen Straßen und Bahnstrecken geht nichts mehr: Wegen des Dauerschneefalls haben vier bayerische Landkreise den Katastrophenfall ausgerufen. Nun hoffen sie auf besseres Wetter - und die Hilfe der Bundeswehr.

 

Starke Schneefälle machen vielen Menschen in Bayern, Österreich und der Schweiz weiterhin schwer zu schaffen. Im Kampf gegen die Schneemassen in Bayern hoffen die Rettungskräfte auf besseres Wetter am Freitag. Laut Vorhersagen sollen die Schneefälle vorübergehend etwas nachlassen.


Zumindest die Lawinengefahr ist in weiten Teilen der bayerischen Alpen nach Einschätzung von Experten gesunken. Für Freitag stufte der Lawinenwarndienst die Gefahr nur noch für die Berchtesgadener Alpen als groß ein, das ist die zweithöchste von fünf Gefahrenstufen. Für den übrigen Alpenraum gelte erhebliche Gefahr, also Warnstufe drei. "Aufgrund der möglichen großen Reichweiten von Lawinen erfordern Unternehmungen im Gebirge zur Zeit besondere Vorsicht und überlegte Routenwahl", hieß es.

Und die nächste Unwetterlage zieht bereits herauf: Massive Tiefausläufer bringen der Prognose des Deutschen Wetterdienstes zufolge ab der Nacht zum Sonntag kräftigen Schneefall in den Alpenraum und den Bayerischen Wald. Im Tagesverlauf könnte die Schneefallgrenze auf 1200 Meter ansteigen, darunter dürfte es regnen. Insgesamt könnte in höheren Lagen stellenweise mehr als ein Meter Neuschneehinzukommen.

"Das mag man sich nicht ausmalen, was da noch alles passieren kann", sagte Guido Wolz vom DWD. Vor allem die Schneebruchgefahr werde in Höhenlagen extrem zunehmen. Die Schneedecke werde durch den Regen zwar niedriger, sagte Wolz. Aber die Gefahr wegen Schneemassen auf Dächern werde ansteigen. "Wenn es da rein regnet, wird das Gewicht noch mal erheblich zunehmen."

Noch unklar ist, wann der Zugverkehr in Süd- und Ostbayern wieder überall rollt. Weil die Bahn auf den verschneiten Strecken nicht mehr mit dem Räumen hinterherkommt, sind viele Verbindungen unterbrochen. Auch viele Straßen sind wegen der Schneemassen und umgestürzten Bäume gesperrt. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und weitere Helfer sind im Dauereinsatz, um einsturzgefährdete Dächer von den Schneelasten zu befreien.

Zahlreiche Menschen mussten in der Nacht über mehrere Stunden hinweg bei starkem Schneefall in ihren Fahrzeugen auf der Autobahn 8 im Landkreis Rosenheim ausharren. Auf dem Streckenabschnitt zwischen Bernau am Chiemsee und Frasdorf in Richtung München kam der Verkehr wegen Schneeglätte und querstehender Lastwagen am Donnerstagabend komplett zum Erliegen.

Erst in den frühen Morgenstunden konnten Pkw und Lkw nach und nach wieder anfahren, wie die Polizei mitteilte. Bis sich der Stau aufgelöst hatte, seien mehrere Stunden vergangen. Sowohl das Bayerische Rote Kreuz als auch das Technische Hilfswerk waren im Einsatz, um die Autofahrer zu betreuen. Die Helfer seien den Stau abgegangen und hätten die Menschen versorgt, so ein Polizeisprecher.

Im Raum Berchtesgaden an der Grenze zu Österreich sitzen Hunderte Menschen fest, weil Zufahrtsstraßen gesperrt sind. Am Donnerstag riefen die Behörden für Teile des Landkreises Berchtesgadener Land, für den Landkreis Traunstein sowie für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen den Katastrophenfall aus. Auch im Landkreis Miesbach gilt der Katastrophenfall.

Das Landratsamt Traunstein will auch die Hilfe der Bundeswehr anfordern. Im Raum Miesbach und Berchtesgaden war die Bundeswehr bereits im Einsatz und räumte Dächer. Weitere Kräfte der Gebirgsjäger, der Luftwaffe, der Streitkräfte und des Sanitätsdienstes seien in erhöhter Bereitschaft, teilte ein Sprecher des Landeskommandos Bayern mit. Sie könnten bei einer Verschlechterung der Lage jederzeit eingesetzt werden.

Die Bundeswehr hat ihre Hilfsmaßnahmen in den vergangenen Tagen stetig ausgeweitet. Mittlerweile sind mehr als 300 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Sie versorgen eingeschlossene Menschen, helfen beim Räumen von mit Schnee bedeckten Dächern und transportieren Hilfskräfte zu ihren Einsätzen.

In vielen Landkreisen in Oberbayern und Schwaben fällt an diesem Freitag der Unterricht aus. Zu gefährlich sei der Schulweg für die Kinder und Jugendlichen, hieß es von den Behörden. Eine Betreuung für die Schüler sei aber vor Ort möglich. In den vergangenen Tagen war bereits in vielen Landkreisen der Unterricht ausgefallen.

An den Flughäfen in München und Frankfurt sind wegen des winterlichen Wetters jeweils rund hundert Flüge am Freitag gestrichen worden.

In der Nähe von München wurde ein neunjähriger Junge von einem umstürzenden Baum erschlagen. Der Baum brach am Donnerstag in Aying unter der hohen Schneelast zusammen, wie die Polizei berichtete. Erst nach 40 Minuten entdeckten Zeugen den darunter begrabenen Jungen. Nach Angaben der Polizei stand der etwa zehn Meter große Baum auf einem privaten Grundstück und stürzte auf einen Zufahrtsweg.

In der Schweiz rollte eine etwa 300 Meter breite Lawine am Donnerstagnachmittag in ein Hotelrestaurant und verletzte drei Menschen leicht. Wie die Polizei mitteilte, suchten Einsatzkräfte auf der Schwägalp im Kanton Appenzell Ausserrhoden auf rund 1300 Metern Höhe zunächst nach möglichen Vermissten. Dabei kamen neben technischem Gerät auch Lawinenhunde zum Einsatz. Am Abend musste die Suche aber aufgrund starker Schneefälle abgebrochen werden.

Dem österreichischen Bundesheer gelang es, die seit Samstag von der Außenwelt abgeschnittene Gemeinde Hohentauern in der Obersteiermark zu erreichen. Die Soldaten brachten Lebensmittel und Diesel über einen Forstweg in die Kommune, wie Vize-Bürgermeister Gernot Jetz sagte.

Quelle : spiegel.de


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