Das Parlament in London hat Theresa Mays Brexit-Deal abgelehnt, und zwar sehr viel deutlicher als ohnehin angenommen. Die Medien in Großbritannien berichten allesamt in Analysen, Kommentaren, Videos und Karikaturen über die Schlappe der Premierministerin. Ein Überblick.
Vergleichsweise sachlich beschreibt die BBC das Abstimmungsergebnis. Mays Deal sei abgelehnt worden, es handle sich um eine historische Niederlage und um eine schwere Schlappe für May, "die mehr als zwei Jahre lang mit der EU verhandelt hat". BBC-Mitarbeiterin Laura Kuenssberg schreibt in einem Kommentar, dass Mays Deal nicht nur abgelehnt worden sei. Ihr Plan sei zerstört worden - und zwar "von einer Allianz ihrer Kritiker, die sich nicht einmal untereinander einig sind". Selbst die Unterstützer der Premierministerin würden zugeben, dass die Regierung zahlreiche Fehler gemacht habe. "Aber diese breite Uneinigkeit auf allen Seiten ist Mays Albtraum - einer, bei dem es sich nun um einen schlechten Traum ohne Ende handelt."
Es sei ein Tag von "außergewöhnlichem Chaos in Westminster" gewesen, an dem das Unterhaus ein "vernichtendes Urteil" über Mays Brexit-Deal gefällt habe, schreibt der "Guardian" unter dem Titel: "Die Premierministerin erleidet eine historische Niederlage."
Auf der Onlineseite von "The Telegraph" heißt es an oberster Stelle: "Demütigung für die Premierministerin." In einem Kommentar zur Abstimmung fragt Autorin Allison Pearson rhetorisch: "Wie zur Hölle sind wir in diese Lage gekommen?" Man brauche besondere Fähigkeiten, um so viele Menschen gegen sich zu vereinen, "aber Theresa May ist es gelungen".
Apropos Vereinen: Tom Peck schreibt in einem Kommentar für "The Independent", dass der Hass auf Theresa Mays Deal letzten Endes immerhin das Land und das Parlament vereint habe. Nun könne niemand mehr sagen, dass das Unterhaus nicht die Meinung des britischen Volkes vertrete. Pecks Kollegin Jane Merrick schreibt in einem weiteren Kommentar für dasselbe Medium, dass May nach ihrer "vernichtenden Brexit-Niederlage" hätte zurücktreten sollen - "sie hat die nationalen Interessen nicht vertreten". Und weiter: "Mays Erbe ist genau die Unruhe und die Ungewissheit, von der sie im Juni 2016 versprochen hatte, das Land zu befreien."
Besonders dramatische Worte wählt wenig überraschend die "Daily Mail", dort steht online und auf der Titelseite der Mittwochszeitung: Theresa May "kämpft um ihr Leben". Der "Daily Mirror" erscheint am Mittwoch mit einer Titelseite, auf der zu einem Foto von May in Großbuchstaben steht: "Kein Deal, keine Hoffnung, keine Ahnung, kein Vertrauen."
"The Sun" titelt online "NO MAY!" - und schreibt dann von einer "vernichtenden Schlappe" der britischen Premierministerin, die darauf schließen lasse, dass May "niemals genügend Unterstützung für ihre Strategie bekommen wird". Es handle sich "um den dunkelsten Moment ihrer Karriere".
Auf der Titelseite wird die "Sun" am Mittwoch eine Zeichnung des flugunfähigen und inzwischen ausgestorbenen Vogels Dodo zeigen, darauf ist das Gesicht Mays montiert. "Mays Brexit-Deal ist so tot wie ein Dodo", heißt es dazu. Kombiniert wird das Ganze noch mit einem Wortspiel aus "Brexit" und dem englischen Wort "extinct" ("ausgestorben"): "Brextinct".
spiegel
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