Wird der Turm gebaut, wäre er Mecklenburg-Vorpommerns höchstes Wohngebäude - 36 Meter höher als das Neptun-Hotel in Rostock. Selbst den Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin würde der Turm von Prora um einen Meter überragen.
Noch ist der Plan nicht genehmigt. Der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider sagte am Dienstagabend auf einer Bürgerversammlung, man befinde sich in der "Phase null". Bislang wurde die Gemeindevertretung nur über die Pläne informiert.
Bauunternehmer Breuer bietet der Gemeinde eigenen Angaben zufolge 3,5 Millionen Euro für das 13.000 Quadratmeter große Grundstück. "Nicht das Geld soll bei der Entscheidung im Vordergrund stehen, sondern, ob es gut für die Gemeinde ist", sagt Bürgermeister Schneider. Er begrüße, dass der Investor sein Projekt so früh in die Öffentlichkeit bringe.
Doch bei den Bürgern in Binz sorgt der Vorschlag für hitzige Diskussionen: Einige Einwohner sehen in dem geplanten Bau ein "architektonisches Statement", ein Wahrzeichen, das zu einer Umwertung des durch die langen Nazibauten geprägten Ortes führen könne. Andere hingegen erinnert das Gebäude an einen Wachturm. "Es fehlen nur noch die Flakgeschütze", sagt ein Anwohner. Kritik kommt auch von Hoteliers. Die Auslastung in den vorhandenen Einrichtungen sei schon jetzt nicht zufriedenstellend, sagt Hotelier Oliver Wächter.
Wenig Platz für viel Geld
Das Streben in die Höhe ist auch Ausdruck des angespannten Immobilienmarkts auf Rügen. Die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen bewegen sich auf der Ostseeinsel nach Angaben des Ferienimmobilien-Marktberichts der Immobilienfirma Engel & Völkers zwischen 3600 und 8000 Euro. Wo wenig Platz viel Geld kostet, will man nun nach oben.
Die Architektenkammer des Landes, die zusammen mit dem Landestourismusverband für eine identitätsstiftende Baukultur kämpft, hält wenig von den Plänen. "Es gibt keinen Grund, an der Küste ein hundert Meter hohes Hochhaus zu errichten", sagt Verbandspräsident Joachim Brenncke. Tourismus lebe von der Wechselwirkung zwischen Bebauung und Landschaft. Bereits jetzt gebe es mit Binz und Kühlungsborn Orte, die übermäßig in der Fläche verdichtet seien. "Wenn wir wollen, dass Urlauber in 15 Jahren noch zu uns kommen, dann brauchen wir keine weitere Verdichtung."
Auch der Tourismusverband sieht die Bestrebungen mit Skepsis. Hohe Bauten bedeuteten einen Einschnitt in die Naturkulisse. "Wir haben Bedenken, ob solche Vorhaben mit dem Versprechen an die Urlauber verträglich sind, hier Naturnähe erleben zu dürfen", sagt Verbandssprecher Tobias Woitendorf.
Investor Breuer zeigte sich indes überzeugt, dass der Turm Prora ein Gesicht geben werde. Es entstehe ein interessanter Bau, der kommerziell am Markt funktioniere und von dem die Gemeinde durch die hohen Grundstückspreise etwas habe werde. Wenn jedoch der Rückhalt in der Gemeinde fehle, so Breuer, wolle er das Vorhaben fallen lassen.
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