Streit um H-Kennzeichen spaltet Oldtimerszene

  02 Februar 2019    Gelesen: 997
Streit um H-Kennzeichen spaltet Oldtimerszene

Sollen Fahrverbote in abgasgeplagten Städten auch für Oldtimer gelten? Der Vorschlag, das schützende H-Kennzeichen für Autos aus den Neunzigerjahren auszusetzen, entzweit die Klassikerszene.

Oldtimerclubs wenden sich erbittert gegen den Vorstoß, Youngtimern das Recht auf ein "H-Kennzeichen" abzuerkennen.

Dies hatte ein Funktionär des Allgemeinen Schnauferl-Club (ASC) vorgeschlagen. Nach einer Welle der Empörung hat sich der Club davon distanziert. Der ASC ist einer der ältesten Automobilclubs in Deutschland.

"Der Denkanstoß eines unserer Mitglieder, das H-Kennzeichen für zehn Jahre auszusetzen für Autos, die jetzt 30 Jahre alt werden, war eine persönliche Aussage, die der Allgemeine Schnauferl-Club Deutschland e.V. nicht teilt", erklärte ASC-Präsident Uwe Brodbeck. Gefordert hatte das Moratorium Rudolf Körper, Präsident der ASC-Landesgruppe Württemberg-Hohenzollern in einem Beitrag für die Fachzeitschrift "Motor Klassik". Der ASC verlangt die Rücknahme des Beitrags.

Körper hatte erklärt, sein "Denkanstoß" sei mit dem ASC-Bundespräsidium abgestimmt gewesen. Betagte Gebrauchtwagen der Baujahre 1990 bis 1999 - Modelle wie Opel Astra, VW Golf III oder Ford Escort - sollten demnach nicht freie Fahrt in die Fahrverbotszonen erhalten, während deutlich jüngere Dieselautos draußen bleiben müssten.

Dieses würde den "Volkszorn" gegen Oldtimerfahrer aufbringen, erklärte Körper. "Es kommt nicht gut, wenn der H-Kennzeichen-Diesel oder der kräftige V8 seine Abgase ungereinigt in die Luft bläst neben einem Euro-4- oder Euro-5-Diesel, der alsbald draußen bleiben muss", schrieb Körper in einem Beitrag für die Fachzeitschrift "Motor Klassik".

Mit H-Kennzeichen dürfen Autos über 30 Jahre auch ohne Katalysator in Umweltzonen einfahren. Zudem gilt eine gedeckelte Kfz-Steuer von jährlich 191 Euro. 2018 waren knapp eine halbe Million historische Fahrzeuge mit H-Kennzeichen zugelassen. Bei insgesamt rund 45 Millionen Kraftfahrzeugen in Deutschland ist ihr Anteil marginal. Die Zulassungszahlen von Oldtimern steigen an. Der Großteil des Zuwachses betrifft allerdings Klassiker von 1965 bis Ende der Siebzigerjahre.

In vielen deutschen Großstädten stehen Pkw-Fahrverbote bevor. Betroffen sind nicht nur ältere Dieselautos. Auch Hunderttausenden betagten Benzinern droht das Aus, denn sie stoßen ebenfalls große Mengen Stickoxide aus. In Frankfurt am Mainsollen Benziner der Euroklassen 1 und 2 ab Frühjahr in Teilen der Innenstadt nicht mehr fahren dürfen. In Köln wird gar die gesamte Umweltzone betroffen sein.

Zwar würden sich künftig viele 30-jährige Autos für das H-Kennzeichen qualifizieren, erwartet Brodbeck. Prüforganisationen wie TÜV, Dekra oder GTÜ müssten aber sicherstellen, dass nur gepflegte Fahrzeuge den Status bekämen. "Wenn das gewährleistet ist, brauchen wir uns keine Sorgen über die neue Generation zu machen", betont Brodbeck. Das Alltagsauto mit H-Kennzeichen werde die Ausnahme bleiben.

spiegel


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