Die Fluggesellschaft Germania hat beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz beantragt. Das teilte das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag mit. Der Flugbetrieb wurde noch in der Nacht eingestellt. Laut dem Branchenportal "Aerotelegraph" war Germania-Flug ST3711 der letzte der Airline: Die Maschine aus Fuerteventura landete um 1.11 Uhr in Nürnberg.
Betroffen von der Insolvenz sind die Germania Fluggesellschaft mbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH. Nicht betroffen sind die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle.
"Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen", wird Geschäftsführer Karsten Balke in der Erklärung zitiert. "Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb."
Die Mitarbeiter seien bereits informiert worden, Balke bedankte sich bei ihnen. Zudem bat er Reisende um Entschuldigung, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten könnten.
Passagiere, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, sollen sich laut Mitteilung direkt an ihren Reiseveranstalter wenden. Wer sein Flugticket direkt bei Germania gekauft habe, habe aufgrund der Gesetzeslage keinen Anspruch auf Ersatzbeförderung.
Unternehmen in Finanznot
Anfang Januar war bekannt geworden, dass die in Berlin ansässige Fluggesellschaft mit mehr als 30 Mittelstreckenjets in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Das Management begründete das unter anderem mit den stark gestiegenen Kerosinpreisen im vergangenen Sommer und der Abwertung des Euro zum US-Dollar. Vor etwa einer Woche teilte ein Unternehmenssprecher mit, dass Germania seinen Mitarbeitern bisher noch kein Januargehalt gezahlt habe.
Wie aus den im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschlüssen hervorgeht, hatte die Fluggesellschaft 2016 einen Verlust von 7,7 Millionen Euro ausgewiesen, 2015 betrug das Minus 6,8 Millionen Euro. Die Germania Beteiligungsgesellschaft, Eigentümerin der Germania, erwirtschaftete laut Jahresabschluss 2016 einen Fehlbetrag von 32 Millionen Euro. Jahresabschlüsse für 2017 und 2018 der Germania sind im Bundesanzeiger bislang nicht veröffentlicht.
Germania wurde 1986 als Nachfolger der Kölner Fluggesellschaft Special Air Transport gegründet. Nach eigenen Angaben transportiert die Airline mit dem grün-weißen Logo jährlich mehr als vier Millionen Passagiere auf der Kurz- und Mittelstrecke.
spiegel
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