Bitteres Ende eines ingenieurstechnischen Höhenflugs: Der europäische Luftfahrtkonzern Airbus verabschiedet sich offiziell von seinem mit Abstand größten Vorzeigemodell, dem zweistöckigen Riesenjet A380. Das Aus für das A380-Programm verkündete Airbus am Tag der großen Bilanzvorlage. Branchenkenner hatten mit Blick auf die anstehende Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse mit einer Entscheidung zur Zukunft der A380-Produktion gerechnet.
Die Einstellung der A380-Fertigung ist nun beschlossene Sache: Die Fluggesellschaft Emirates habe ihre Bestellung zuletzt um 39 Maschinen reduziert, teilte Airbus am frühen Morgen mit. Damit gebe es keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung der Produktion. Emirates ist der größte A380-Kunde. In den kommenden zwei Jahren werde die arabische Airline noch 14 A380 in Empfang nehmen. Die letzte Auslieferung für den A380 sei für 2021 geplant, hieß es aus der Zentrale des Airbus-Konzerns in Toulouse. Von der Entscheidung sind auch Airbus-Standorte in Deutschland betroffen.
Airbus plant interne Stellenwechsel
Airbus werde in den nächsten Wochen Gespräche mit den Sozialpartnern bezüglich der 3000 bis 3500 Stellen aufnehmen, die in den kommenden drei Jahren betroffen sein könnten. Es werde aber zahlreiche Möglichkeiten für interne Stellenwechsel geben, hieß es. Teile des größten Passagierflugzeugs der Welt werden an Airbus-Standorten in Deutschland gefertigt - darunter Hamburg, Bremen, Stade und Augsburg. Wegen der Auftragsflaute beim A380 standen zuvor bundesweit bereits Tausende Arbeitsplätze bei Airbus auf der Kippe.
Für Airbus ist das Aus für die A380 ein herber strategischer Rückschlag: Der vierstrahlige Riesenflieger mit Platz für bis zu 853 Passagiere sollte es eigentlich mit dem jahrzehntealten Erfolgsmodell 747 "Jumbo" des großen US-Rivalen Boeing aufnehmen. Durch den Einbau eines zweiten Passagierdecks wollte Airbus bei den Fluggesellschaften vor allem auf den stark frequentierten Hauptstrecken punkten.
Die enorme Größe des neuen Luftfahrtgiganten stellte Ingenieure und Flughafenbetreiber vor neue Herausforderungen: Schon in der Planungsphase hatten Kritiker moniert, dass die riesige Maschine mit ihrer enormen Flügelspannweite und dem geräumigen Rumpf für viele kleinere Flughäfen viel zu groß sei. An einzelnen Drehkreuzen wurden extra Passagierbrücken installiert, um das Boarding der Maschinen in vertretbarer Zeit abwickeln zu können.
Am Markt vorbei gebaut
Das A380-Programm bereitet Airbus schon länger große Sorgen. In den Jahrzehnten seit dem ersten Entwurf hat sich der Flugzeugmarkt grundlegend verändert. Faktoren wie die stark gestiegenen Kerosinpreise und die verstärkte Nachfrage nach flexibler einsetzbaren Mittelstreckenjets erschwerten den Verkauf des Airbus-Flaggschiffs. Airlines interessierten sich sehr viel stärker für kleinere Spritsparmodelle wie etwa die A320neo.
In den vergangenen Jahren hatte der Konzern sichtlich Mühe, genügend Kunden für das Modell A380 am Markt aufzutreiben. Der Markt für Großflugzeuge war zuletzt mehr und mehr ausgetrocknet: Airbus-Großkunde Emirates reduzierte die A380-Bestellungen zuletzt von 162 auf 123 Maschinen. Damit war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die kostspielige Aufrechterhaltung der A380-Produktionslinien nicht länger tragbar war.
Emirates bestellt A330 und A350
Um das Ende hinauszuzögern und mögliche Wartezeiten auf neues Kundeninteresse zu überbrücken, fuhr Airbus bereits die Jahresproduktion von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück. Infolge der Entscheidung von Emirates gebe es nun jedoch keinen nennenswerten Auftragsbestand mehr und damit keine Grundlage für eine Fortsetzung der Produktion, wie Konzernchef Tom Enders erklärte.
Die Fluggesellschaft Emirates setzt künftig ebenfalls auch auf kleinere Großraumflugzeuge. Die Airline habe 40 Exemplare des Typs A330-900 sowie 30 Maschinen des Typs A350-900 bestellt, teilte Airbus mit.
Quelle: n-tv.de
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