Immobilienweise zerlegen Baupolitik

  19 Februar 2019    Gelesen: 1144
Immobilienweise zerlegen Baupolitik

Mieten und Kaufpreise steigen ungebremst. Neben Wohnungen werden inzwischen auch Büros knapp. Das könnte der Wirtschaftsentwicklung vieler Städte schaden. In ihrem Frühjahrsgutachten stellen Experten der Immobilienbranche der aktuellen Bau- und Wohnungspolitik ein vernichtendes Zeugnis aus.

Die Mieten und Immobilienpreise in Deutschland sind auch im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. In seinem Frühjahrsgutachten prognostiziert der Rat der Immobilienweisen, eine Expertengruppe des Wirtschaftsverbands Zentraler Immobilienausschuss (ZIA), dass sich der "Aufwärtstrend" etwa bei Wohnungsmieten auch 2019 fortsetzen wird. Verantwortlich machen die Experten der Branche dafür verfehlte Politik auf Bundes- und Länderebene. "Die Politik setzt die falschen Signale, statt die richtigen Anreize", sagt ZIA-Präsident Andreas Mattner bei der Übergabe des Gutachtens an die Bundesregierung.

Mattner kritisierte insbesondere Verschärfungen im Mietrecht, also etwa die Mietpreisbremse. Politiker drohten zudem sogar mit Enteignungen oder zögen "willkürlich Vorkaufsrechte bei Wohn- und Wirtschaftsimmobilien, ohne die negativen Auswirkungen zu bedenken". Die Förderung des Neubaus etwa durch eine erhöhte steuerliche Abschreibung, Senkung der Grunderwerbssteuer oder die Beschleunigung oft langwieriger Genehmigungsverfahren werde vernachlässigt.

Kein gutes Haar lässt das Gutachten auch am Baukindergeld, mit dem die Bundesregierung mehr Menschen zu einem Eigenheim verhelfen möchte. Die Immobilienweise Carolin Wandzik spricht von "Strohfeuereffekten", die dadurch entstünden. Laut Mitgutachter Lars Feld hat sich gezeigt, dass vor allem Familien von dem Zuschuss profitierten, die darauf gar nicht angewiesen seien, während die Probleme für Haushalte mit geringem Einkommen unverändert fortbestünden. Da die Prämie vom Verkäufer oft einfach auf den Preis draufgeschlagen werde, führe das Baukindergeld allgemein zu höheren Immobilien-, Bau- und Grundstückspreisen.

Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser im Durchschnitt laut Gutachten um 7,6 Prozent auf rund 2455 Euro pro Quadratmeter. Eigentumswohnungen verteuerten sich um 8,2 Prozent auf durchschnittlich 1875 Euro pro Quadratmeter. Allerdings sind die regionalen Unterschiede erheblich. Den größten Preiszuwachs verzeichnete Berlin mit 15,2 Prozent. Die Mieten stiegen bei Neuverträgen im bundesdurchschnitt um 3,9 Prozent.

Laut den Immobilienweisen sollten sich Politiker jedoch nicht nur um die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt sorgen. Auch die Knappheit von Wirtschaftsimmobilien könne vor allem den großen Metropolen schaden. Vor allem fehlende Flächen und explodierende Mieten für Büros könnten manche Unternehmen aus den boomenden Metropolen vertreiben. In vielen Großstädten sei der Leerstand bei Büros 2018 unter die Marke von drei Prozent gefallen, was einer Vollvermietung entspreche. Und die Flächenverknappung werde sich über fast alle Standorte im laufenden Jahr weiter fortsetzen. Es sei mit stark steigenden, teilweise sogar "explodierenden Mieten" zu rechnen. "Es müssen an einigen Standorten Unternehmensabwanderungen in Kauf genommen werden."


Quelle: n-tv.de


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