Nach Neuseeland-Attacken Sorge um Sicherheit in Europa

  15 März 2019    Gelesen: 595
  Nach Neuseeland-Attacken Sorge um Sicherheit in Europa

Wellington (Reuters) - Nach den Angriffen auf zwei Moscheen in Neuseeland mit Dutzenden Toten wächst auch in Europa wieder die Furcht vor extremistischen Anschlägen.

Frankreich und Großbritannien erhöhten am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen rund um religiöse Einrichtungen. Im neuseeländischen Christchurch hatte zuvor mindestens ein Angreifer das Feuer auf Muslime beim Freitagsgebet eröffnet, 49 Menschen starben. Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sprach von einem Terrorakt und erklärte: “Das ist einer der finstersten Tage Neuseelands.” Im Internet kursierten Filmaufnahmen, die ein Angreifer offenbar während der Attacke selbst gedreht und live online gestellt hatte. Im selben Umfeld wurde auch ein ausländerfeindlicher Text veröffentlicht. Die Angriffe wurden von Politikern weltweit verurteilt.

Der französische Innenminister Christophe Castaner kündigte Kontrollen rund um religiöse Stätten an. Die britische Terror-Abwehr erklärte, es werde verstärkt Polizeistreifen im Umkreis von Moscheen geben. In Berlin verwies das Innenministerium auf Nachfrage darauf, dass eine Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen Sache der Bundesländer sei. Bisher sei dem Ministerium dazu nichts bekannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach Neuseeland ihr Mitgefühl aus. “Wir stehen Seite an Seite gegen solchen Terror”, ließ Merkel über Twitter mitteilen. Dort erklärte Außenminister Heiko Maas: “Wenn Menschen allein wegen ihrer Religion ermordet werden, ist das ein Angriff auf uns alle.”

In der Hauptmoschee von Christchurch starben laut der Polizei 41 Menschen, in einem Gebetshaus in dem Vorort Linwood sieben weitere. Ein Opfer sei später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Der Regierung zufolge sollen etwa 20 Menschen schwer verletzt worden sein. Insgesamt wurden 48 Personen wegen Schusswunden behandelt, darunter auch Kinder.

AUGENZEUGE: ANGREIFER SCHOSS WAHLLOS AUF GLÄUBIGE

Ein Augenzeuge sagte örtlichen Medien, ein Angreifer sei in die Moschee in Christchurch eingedrungen, als sich die Gläubigen gerade zum Gebet niederknieten. Er habe einen Helm, eine kugelsichere Weste und eine große Waffe getragen. “Er begann, auf jeden in der Moschee zu schießen, überall.” In den Aufnahmen, die in sozialen Medien verbreitet wurden und deren Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte, waren Menschen zusammengekauert auf dem Boden einer Moschee zu sehen. Sie waren möglicherweise tot oder verwundet. Der Film wurde offenbar mit einer Kamera gedreht, die der Angreifer an seinem Kopf befestigt hatte. Im Umfeld des Films wurde ein Text veröffentlicht, in dem ein Unbekannter einen “Angriff auf Invasoren” ankündigt und sich rassistisch über Einwanderer äußert.

Muslime machen etwa ein Prozent der Bevölkerung in Neuseeland aus. Christchurch mit seinen rund 400.000 Einwohnern hat nur eine kleine muslimische Gemeinde, zu der auch internationale Studenten gehören. Während Regierungen in Asien und dem Nahen Osten versuchten herauszufinden, ob unter den Opfern Landsleute sind, wurde auch Kritik an Politikern und Medien laut. So erklärte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der Anschlag sei das Ergebnis eines wachsenden Hasses auf Muslime. “Nicht nur die Täter, sondern auch Politiker und Medien, die die ohnehin schon eskalierte Islamphobie und den Hass im Westen schüren, sind genauso verantwortlich für diese abscheuliche Tat”, schrieb der Minister auf Twitter.

Die neuseeländische Regierung meldete die Festnahme von drei verdächtigen Männern und einer Frau. Sie hätten extremistische Ansichten geäußert, aber zuvor nicht als Gefährder gegolten. Ein Mann im Alter von Ende 20 sei wegen Mordes angeklagt worden, so die Polizei. Zahlreiche Waffen seien sichergestellt worden. Nach anderen Verdächtigen werde derzeit nicht aktiv gesucht. Auch habe es keine weiteren Drohungen gegeben. Bewaffnete Wachleute seien aber an Moscheen im ganzen Land postiert worden. Für das ganze Land wurde die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. In Neuseeland hat zuvor noch nie ein Schusswaffen-Angriff so vielen Menschen das Leben gekostet. Gewaltverbrechen sind dort selten, Polizisten tragen kaum Waffen bei sich.


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