In den vergangenen Tagen kursierten rechtsextreme Äußerungen des mutmaßlichen Täters auf Online-Accounts bei Twitter, Facebook oder Youtube, auf Bildern waren die Waffen zu sehen, die am Freitag zum Einsatz kamen. Auf der Seite 8chan, die kaum Regeln für ihre Nutzer vorgibt und auch extreme Inhalte veröffentlicht, publizierte der Täter ein 84-seitiges Manifest, in dem er seine Motivation für den Anschlag offenlegte. Darin schreibt er auch, dass er sich im Internet radikalisiert hat.
Die großen Tech-Konzerne versuchten nach der Tat, die Bilder und Videos wieder zu löschen - zunächst mit gemischten Erfolg. Zwar sind die Twitter- und Facebook-Konten inzwischen stillgelegt, die der mutmaßliche Täter genutzt hat und auf denen die Bilder und Videos ursprünglich veröffentlicht wurden. Doch erfolgreich ist das nicht, Ausschnitte und Screenshots wurden weiterhin hochgeladen und waren am Freitag für jedermann zu sehen - obwohl Polizei und Politik dazu aufriefen, derartige Informationen zu löschen.
“Die Menge an Information und Propaganda, die mit Rechtsextremen, Linksextremen oder Dschihadisten verbunden ist, ist umfangreich und zugänglich”, sagt Nolwenn Bervas, Terrorexperte bei der Risk Advisory Group. Es gebe eine Menge an Orten im Internet, an denen sich Menschen wie der Angreifer radikalisieren könnten. Der Attentäter habe in seinem Manifest geschrieben, man könne die Wahrheit nirgendwo sonst finden. Auch Anwita Basu, Expertin bei der Forschungsabteilung der Zeitschrift Economist, sagt, die sozialen Netzwerke hätten Einfluss auf die weltweiten Sicherheitsrisiken. “Mehr als alles andere bieten sie eine Plattform, auf der extremistische Ansichten geteilt werden.”
Die Firmen selbst äußerten sich betroffen. Facebook twitterte, die Polizei habe das Unternehmen auf den Live-Stream aufmerksam gemacht. “Wir haben das Facebook- und Instagram-Konto des Angreifers sowie das Video schnell entfernt.” Das Unternehmen werde auch, sobald es davon erfahre, jegliches Lob oder jegliche Unterstützung der Tat und des Täters löschen. Youtube, das zur Google-Mutter Alphabet gehört, twitterte: “Unsere Herzen sind gebrochen nach der schrecklichen Tragödie in Neuseeland.” Twitter erklärte, das Unternehmen arbeite mit den Ermittlern zusammen und verfüge über ein Team, das in derartigen Fällen aktiv werde.
Der Politik reicht das aber nicht aus. Die EU arbeitet an schärferen Gesetzen, in Deutschland gelten bereits die Vorschriften des Netzwerkdurchsetzungsgesetz (Netz-DG), wonach extremistische Inhalte binnen einer Stunde gelöscht werden müssen. Der britische Innenminister Sajid Javid sagte nach der Tat, die sozialen Netzwerke müssten eine Mitverantwortung übernehmen. “Ihr müsst mehr tun, um die Werbung für gewaltsamen Extremismus auf euren Plattformen zu stoppen”, schrieb er auf Twitter an Youtube, Google, Facebook und Twitter gerichtet. “Genug ist genug.”
Tags: